HAN KOOK Hamburg

In Korea auf dem Siegertreppchen

Autorin: Elke GRAFF aus Bad Kreuznach
Lektor:단 Enrico DICKERT

In Korea auf dem Siegertreppchen ... so stand es am 25.07.2009 im Öffentlichen Anzeiger, denn Jan Graff und Heinz Sturm waren auf der 3rd Taekwondo Culture Expo und holten Gold und Bronze im Wettkampf.

Auch für 2009 bot Meister Kim für die HAN KOOK-Vereine eine Sport- und Kulturreise in sein Heimatland Süd-Korea an.

Da Wilfried und ich schon ganz begeistert waren von unserer ersten Reise 2007 zur „1st World Taekwondo Culture Expo“ in Südkorea, beschlossen wir, auch dieses Jahr wieder mitzufliegen nach Korea → „Where old meets new“

Tag 1 Am 01. Juli 2009 ging es los. Um 1200 Uhr trafen wir uns am Bahnhof in Bad Kreuznach mit Heinz, um zusammen im Zug nach Frankfurt zu fahren.

Erster Schock
Heinz, der von seinen Eltern zum Bahnhof gebracht worden war, bemerkte kurz vor Abfahrt des Zuges, dass er seine Videokamera und seinen Fotoapparat zu Hause in der Garage liegen ließ. Hektisches Telefonieren mit seinen Eltern brachte erst mal nichts, da diese zum Einkaufen weiter gefahren waren, ohne ihr Handy.
Erstes Déjà-vu
Unser Zug fuhr pünktlich um 1231 Uhr bei strahlendem Sonnenschein in Bad Kreuznach los, genau wie vor 2 Jahren.

Unterwegs riefen die Eltern von Heinz an, da sie mittlerweile bemerkt hatten, dass seine Fotoausrüstung zu Hause geblieben war und versprachen, bis 1600 Uhr an den Flughafen nach Frankfurt zu kommen, um Filmkamera und Fotoapparat zu bringen.

Klasse: Urlaub gerettet !

Auch dieses Mal wollten wir so schnell wie möglich unser Gepäck loswerden und gingen sofort nach unserer Ankunft auf dem Flughafen zum Check-in.

Zweiter Schock
Es stellte sich heraus, dass auf unserer gebuchten Lufthansa-Maschine nach Incheon für Wilfried kein Sitzplatz im Computer vermerkt war. Der Herr am Computer konnte uns auch nicht weiter helfen, nur unser Gepäck konnte aufgegeben werden. Alles Weitere wäre erst am Schalter in der Abflughalle, eine halbe Stunde vor Abflug zu regeln, meinte er.

Um 1700 Uhr trafen wir uns dann vor der Abflughalle mit Meister Kim sowie seiner Frau Jeong Suk und Enrico & Simone aus Hamburg, Detlef, Steffi, Felix, Janine, Danny, Janine und Melanie aus Bad Düben. Mit Hilfe von Frau Kim und einem netten koreanischen Mitarbeiter der Flughafenbehörde bekam Wilfried doch noch einen Sitzplatz. Die Bestuhlung der Maschine war 2 – 4 – 2. Ich hatte den Fensterplatz und Wilfried den Platz neben mir. Klasse! So wie gewünscht !

Zweites Déjà-vu
Es regnete nun in Strömen und unsere Maschine nach Incheon konnte nicht pünktlich starten, genau wie 2007.

Erst mit gut einer Stunde Verspätung, um 1920 Uhr hoben wir ab in das 8.563 km entfernte Süd-Korea, in ein modernes, altes Land.

Ein Land, mit Tempeln und Königspalästen neben Wolkenkratzern. Ein Land, in dem die Tradition und das Moderne Hand in Hand gehen.

Wir flogen in das Ursprungsland des Taekwondo, um uns mit Taekwondo-Sportlern aus 50 verschiedenen Nationen zu treffen und mit vielen Koreanern, die beim Taekwondo Rang und Namen tragen.


Korea

Die koreanische Halbinsel liegt am östlichen Ende des asiatischen Kontinents und erstreckt sich rund 1.000 km in südlicher Richtung, mit einer Gesamtfläche von 222.154 km². Die Halbinsel grenzt im Norden fast ausschließlich an China; lediglich am äußersten Nordostzipfel berührt Korea Russland auf einer Länge von 17 km. Korea gehört zu den gebirgigsten Gegenden der Welt. Gebirge und Hügel ziehen sich an der gesamten Ostküste entlang und machen rund 70 % der Oberfläche aus. Der harte Granit- und Kalksteingrund ist verkantet und faltet sich zu einer der schönsten Gebirgslandschaften der Erde. An der Ostküste fallen die Berge steil ins Meer, die südlichen und westlichen Hänge fallen jedoch sanfter zu den Küstenebenen hin ab, wo auch die meisten landwirtschaftlichen Erzeugnisse, insbesondere Reis, angebaut werden.

Geographische Lage
zwischen dem 33. und 43. Breitengrad und zwischen dem 124. und 131. Längengrad.

Korea wurde nach dem 15. August 1945 durch eine entmilitarisierte Zone, die entlang des 38. Breitengrads verläuft, in die Republik Korea im Süden (Süd-Korea) und die kommunistische Volksrepublik Nordkorea geteilt.

Südkorea

Südkorea ist etwas kleiner als Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Es hat eine Fläche von 99.500 km², auf der sich 48,5 Millionen Einwohner (Stand 2007) zusammendrängen müssen (BRD 357.000 km² - 83 Millionen Einwohner).

Im heutigen Südkorea leben fast zweidrittel aller Koreaner. Die Entfernung von Norden nach Süden beträgt 500 km. An der schmalsten Stelle ist Korea 216 km breit → West-Ost-Aus-dehnung. Südkorea hat keinerlei Landesgrenzen mit Nachbarstaaten, außer zu Nordkorea. Im Osten wird Korea vom Japanischen Meer und im Westen vom Gelben Meer umrahmt, während die Koreastraße das Land im Süden von Japan trennt.

Da auf der Seite des Japanischen Meeres steile, mit Wald bewachsene Gebirgsketten und bizarre Klippen ins Meer abfallen, ist dort nur ein schmaler Küstenstreifen nutzbar. Im Westen, zum Gelben Meer hin, sind breite Schwemmlandebenen, in denen fruchtbare Reisfelder zwischen ausgedehnten städtischen Siedlungen liegen. Die West- und Südküste sind klippenreich und stark zergliedert. Die Küstenlinie Südkoreas misst etwa 2.413 km und verteilt sich, je zur Hälfte auf die Inseln und das Festland.

Über 3.000 Inseln und Eilande sind dem Festland vorgelagert. Die größte Insel ist die sub-tropische Vulkaninsel Jeju (früher Cheju), auf welcher sich der höchste Berg Südkoreas befindet, der 1.950 m hohe Hallasan, ein erloschener Vulkan, dessen Gipfel von fast allen Punkten der Insel zu sehen ist.

태극기

Die koreanische Nationalflagge heißt Tae geuk gi und symbolisiert die Prinzipien von Yin und Yang der asiatischen Philosophie und der Mystik des fernen Ostens. Der Kreis in der Mitte der Flagge wird durch eine waagerecht verlaufende, S-förmige Linie in zwei völlig gleiche Hälften geteilt. Die obere rote Hälfte repräsentiert die aktiven kosmischen Kräfte des Yang, der blaue untere Teil die kosmischen Kräfte des Yin. Diese beiden Seiten drücken den Dualismus des Kosmos aus: Feuer und Wasser, Tag und Nacht, hell und dunkel, Aufbau und Zerstörung, männlich und weiblich, aktiv und passiv, heiß und kalt, plus und minus usw. Trotz einer ständigen Bewegung innerhalb der Sphäre der Unendlichkeit herrschen Ausgewogenheit und Harmonie Der Kreis ist umgeben von 4 Trigrammen, bestehend aus jeweils 3 Balken, eines in jeder Ecke. Jedes symbolisiert eines der vier universalen Elemente: Himmel, Erde, Feuer, Wasser.

Nationalblume

Die koreanische Nationalblume ist die Mugunghwa, die Hibiskusblüte. Seine Symbolik ergibt sich aus der Bedeutung des koreanischen Mugung, was Unsterblichkeit meint. Somit verkörpert die Blume die lange koreanische Geschichte, die Entschlossenheit und das Durchhaltevermögen des koreanischen Volkes.

Die Koreaner sind ein altes Kulturvolk, welches in seiner jahrtausende alten Geschichte von China stark beeinflusst wurde, aber auf allen Gebieten seiner kulturellen Entwicklung ein eigenständiges, unverwechselbares Gepräge erlangt hat.

koreanische Sprache

Die koreanische Sprache Hunminjeongeum gehört wie das Ungarische, Türkische, Mongolische und Finnische zur ural-altaischen Sprachfamilie. Früher wurde die chinesische Schrift benutzt, aber es besteht keine Verwandtschaft mit der Sprache Chinas, denn beide Sprachen sind von der Struktur her in keiner Weise gleichartig. Deshalb wurde auf Initiative des Yi-Königs Sejong des Großen um 1446 n. Chr. durch eine Gruppe von Gelehrten eine eigenständige Schrift entwickelt. Das koreanische Alphabet Hangeul ist hakenförmig, besteht aus 24 Buchstaben, 10 Vokalen und 14 Konsonanten, die zu zahlreichen Silbenkombinationen zusammengestellt werden können und gilt unter Linguisten als geniale Erfindung.

Koreas Wurzeln

Koreas Ursprünge weisen nach Zentral- und Nordasien. Archäologische und linguistische Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass das koreanische Volk von Nomadenstämmen aus dem altaischen Raum und den Ebenen Nordasiens abstammt. Auf ihrer Ostwanderung sind diese in den chinesischen und mandschurischen Raum vorgedrungen und haben über Korea eine Brücke nach Japan gefunden. Wohl überwiegend tungusische Einwanderer (verwandt mit Mongolen und Türken), haben seit dem 3. Jts. v. Chr. eine paläolithische, vermutlich von Südasien her eingewanderte Bevöl-kerung überlagert oder verdrängt.

Der Dangun-Mythos (Tangun-Mythos) von der Gründung Koreas

Die koreanische Überlieferung reicht bis in die Zeit vor über 4000 Jahren zurück, der zufolge die Geschichte Koreas mit einer mythologischen Gründung ihren Anfang nahm. Vor vielen tausend Jahren, als Hwanung, ein Sohn des Himmels, das Volk regierte, lebten ein Bär und ein Tiger, die gerne Menschen werden wollten. Darum flehten sie Hwangung an, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen. Hwangung war gerührt von ihrer Bitte und versprach, sie in Menschen zu verwandeln, wenn sie 100 Tage in einer Höhle von nichts anderem als Knoblauch und Beifuß leben könnten. Den Tiger verließ bald die Geduld in der dunklen Höhle, wo er nicht jagen konnte und er gab auf. Der Bär aber bestand die Prüfung und wurde in eine Frau verwandelt. Dann bat die Frau Hwangung, ihr einen Ehemann zu suchen. Da sie ihm nun aber selbst gefiel, heirateten die beiden. Das Paar bekam einen Sohn namens Dangun (Tangun), der im Jahr 2333 v. Chr. Gojoseon (Alt-Joseon), das erste Königreich auf der koreanischen Halbinsel gründete. Sein Geburtstag, der 03. Oktober, ist heute in Korea Nationalfeiertag und heißt kae chòn chol Dieses bedeutet soviel, wie „Der Tag, an dem sich der Himmel öffnete“.

Tangun
versammelte die Stämme des Landes um sich, erklärte sich zum König und regierte von 2333 bis 1122 v. Chr. Sein Nachfolger wurde Kija, ein Abkömmling der Shang aus China Tangun selbst soll sich in einen Geist verwandelt haben und spurlos verschwunden sein.

Das erste Königreich Gojoseon (Alt-Joseon) wurde also 2333 v. Chr. gegründet.

Im ersten vorchristlichen Jh., 57 v. Chr. entstanden drei Reiche

Goguryeon (Koguryô), Baekje (Paekche) und Silla

Diese Reiche breiteten sich über die gesamte Halbinsel und einen großen Teil der Mandschurei aus. Dies war die Zeit der Drei Königreiche (57 v. Chr. bis 668 n. Chr.). Schließlich besiegte Silla zwischen 660 und 668 n. Chr. seine beiden Rivalen, vertrieb die chinesischen Truppen und vereinte die Halbinsel im Jahr 676 n. Chr. → Dies gilt als die Geburtsstunde Koreas.

Dieser Staat Korea als Einheit, hatte Bestand bis zur Teilung in Nord- und Südkorea, infolge des Zweiten Weltkrieges, nach der Kapitulation Japans 1945.

In der Vereinten Silla-Zeit (676 - 935 n. Chr.) erlebte die Halbinsel eine kulturelle Blüte, insbesondere im Bereich der buddhistischen Kunst. Die Silla-Herrscher investierten riesige Summen in den Bau von Tempeln und buddhistische Bildwerke, von denen sie sich Glück und Schutz des Staates erhofften. Unter den Silla-Herrschern herrschte eine streng nach Herkunft gegliederte Hierarchie, in der das Königshaus und die Aristokratie die höchsten Ämter inne hatten. Das Silla-Reich stand in der Mitte des 8. Jh. im Zenit seiner Macht. Sein Niedergang dauerte danach 150 Jahre. Der Königsclan war immer größer geworden, der Kampf um die Krone verschärfte sich, es kam zu Bürgerkriegen und zum Zerfall der alten Ordnung.

Mit Unterstützung der Großgrundbesitzer und der Kaufleute kam Wang Kon 935 n. Chr. an die Macht. Es begann die Goryeo-Dynastie (918 - 1392 n. Chr. )

Das Land hieß nun Koryo = Goryeo = Land der hohen Schönheit

Diese Dynastie hatte ungefähr 450 Jahre Bestand. Die nachfolgende Joseon-Dynastie (Yi-Dynastie), von 1392 – 1910 n. Chr. gab dem Land den Namen Chosôn = Morgenfrische.

Diese letzte Dynastie Koreas übernahm den Konfuzianismus als Staatsideologie und führte politische und wirtschaftliche Reformen durch. Zahlreiche buddhistische Klöster wurden zerstört und konfuzianische Werte wurden mehr und mehr zum höchsten Gut der Gesellschaft.

Zu den wichtigsten kulturellen Leistungen gehörte ein Aufblühen literarischer Aktivitäten und unter König Sejong ( 1397 – 1450 ) wurde 1443 n. Chr. das koreanische Alphabet Hangeul durch eine Gruppe von Gelehrten entwickelt.

Schon 1394 n. Chr. war Hanyang, das heutige Seoul, die Hauptstadt des Joseon-Reiches und noch heute befinden sich hier Paläste und Stadttore aus dieser Zeit. Zwischen 1592 - 1598 n. Chr. verwüsten zwei japanische Invasionen weite Teile des Landes, aber Admiral Yi Sunshin sicherte mit seinen Schildkrötenbooten die Seehoheit der Koreaner. Von 1627 – 1894 n. Chr. schließt sich Korea als Vasallenstaat dem „Reich der Mitte“ an und es gab in dieser Zeit zw. dem 17. und 19. Jh. kaum Kontakte nach außen, zu anderen Ländern. Es war Japan, das 1876 die Öffnung erzwang und sich immer stärker in Koreas Belange einmischte. 1904/1905 nach dem Russisch-Japanischen Krieg, ausgelöst durch den Überraschungsangriff Japans auf die russische Flotte in Port Arthur, erhöhten die Japaner die Joseon-Dynastie zu einer kaiserlichen Herrschaft, beschnitten aber gleichzeitig immer mehr deren Eigenständigkeit und degradierten Korea 1910 zur Kolonie.

Diese Besetzung Koreas durch die Japaner dauerte 35 Jahre, d.h. bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Korea wie eine japanische Provinz behandelt und Japan versuchte sogar die koreanische Kultur auszumerzen. Die koreanische Sprache wurde verboten, das Volk unterdrückt. Nach der Kapitulation Japans am 15. August 1945 wurde das Land nördlich des 38. Breiten-grades von den Sowjets und im Süden von den USA besetzt.

Durch den einsetzenden kalten Krieg blieb es bei der Teilung in zwei ideologisch entgegengesetzte Lager. Es entstanden in beiden Landeshälften eigene, selbstständige Republiken. In den Blickpunkt der Welt trat Korea am 25. Juni 1950 durch einen erbitterten Bürgerkrieg (= Koreakrieg), der durch diverse Grenzkonflikte entstanden war und sich durch das Eingreifen der Großmächte ausweitete. Der Krieg dauerte 3 Jahre. Die Armeen standen sich in einem zermürbenden Stellungskrieg gegenüber. Das dann endlich abgeschlossene Waffenstillstandsabkommen am 27. Juli 1953, welches bis heute noch in Kraft ist, vertiefte jedoch die Teilung des Landes nur noch mehr. Es entstand entlang des 38. Breitengrades eine vier Kilometer breite, entmilitarisierte Zone. Eine Annäherung zwischen dem kommunistischen Norden und dem kapitalistischen Süden wurde unmöglich.

In Südkorea wurden allgemeine Wahlen durchgeführt, die Struktur der Regierung gründete auf dem Prinzip der Unabhängigkeit der drei Bereiche der Regierung:

→ der Exekutive, der Legislative und der Jurisdiktion, der Gerichtsbarkeit.

Der Staatspräsident ist der Vorsitzende der Exekutive und der Verwaltung. Er vertritt das Land nach außen und ist der Oberste Befehlshaber der Streitkräfte. Es entstand ein autokra-tisches Militärregime unter den Generälen Park Chung-hee und Chun Doo-hwan mit einem allgegenwärtigen Polizeiapparat. Aus dem Agrarland wurde innerhalb von 25 Jahren eine der am schnellsten wachsenden Industrienationen Asiens, ja der ganzen Welt. Südkorea legte in den Jahren 1960 – 1985 das Fundament für den Wohlstand von heute, von dem der von Hungersnöten geplagte Norden auch heute noch weit entfernt ist. Im Mai 1980 kommt es zu Studentenunruhen und in Kwangju werden diese von General Chun Doo-hwan blutig niedergeschlagen, wobei über 300 Todesopfern zu beklagen sind. 1988 ging dann die Militärherrschaft durch eine Volksabstimmung in eine präsidiale Republik über. Nach 32 Jahren Militärherrschaft trat mit Kim Young-Sam 1993 der erste demokratisch gewählte Präsident sein Amt an. Am 18. Dezember 1997 erring zum ersten Mal ein Kandidat der Opposition Kim Dae-Jung den Sieg um die Präsidentschaft.

Im Herbst 1988 beeindruckte Südkorea die Welt mit der Durchführung der Olympischen Sommerspiele mit der Hauptstadt Seoul als Gastgeber. Im September 1991 wurden Süd- und Nordkorea gleichzeitig in die Vereinten Nationen aufgenommen. Südkorea setzte nun auf die Entwicklung von Hochtechnologie. Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie wurde dieses kleine Land nun zum Vorreiter auf diesem Gebiet.

Die „1st World Taekwondo Culture Expo“ ... fand von 25. Juni 2007 bis 29. Juni 2007 mit 1.500 Taekwondo-Sportlern aus aller Welt in Jeonju und Muju in der Provinz Jeollabuk-Do statt. Wir waren dabei.

Die „2nd World Taekwondo Culture Expo“ ... fand 2008 ohne uns statt.

Aber auf der „3rd World Taekwondo Culture Expo“ ... vom 03. Juli 2009 bis 10. Juli 2009 waren wir wieder dabei. Und wieder war es beeindruckend.


Tag 2 (in der Heimat des Taekwondos)

Zweiter Besuch in Chosôn, im Land der Morgenfrische

Trotz verspätetem Abflug in Frankfurt, kamen wir morgens, kurz nach 11 Uhr koreanischer Zeit auf dem Incheon International Airport an.

Der Flughafen ist das Drehkreuz Ostasiens und wurde von den Lesern des US-Magazins Global Traveler schon 2 x zum weltbesten Flughafen gewählt. Entstanden ist er durch umfangreiche Landgewinnungsmaßnahmen zwischen zwei Inseln. Er liegt 52 km westlich von Seouls Innenstadt und 15 km vom Hafen von Incheon entfernt. Unser Flug war ruhig verlaufen. Wir flogen wieder an Moskau vorbei, über das Baltikum, den Ural, Sibirien und die Mongolei.

Da alle die Formalitäten schon im Flugzeug erledigt hatten, konnten wir schnell durch Paß- und Zollkontrolle und eine Bankfiliale im Flughafen erstürmen, um unsere Euros in WON, die koreanische Währung, umzutauschen. Der Kurs war sehr günstig: 1,- € = 1.753 WON. Es gibt Münzen zu 10, 50, 100 und 500 WON und Banknoten zu 1.000 WON, 5.000 WON und 10.000 WON. Auf diesen Scheinen sind bedeutende Persönlichkeiten und Denkmäler Koreas zu sehen.

Genau wie vor zwei Jahren, wurden wir auch dieses Mal von einigen Koreanern mit großen Taekwondo-Begrüßungsfahnen zur Taekwondo-Culture-Expo begrüßt. Vom Flughafen aus ging es dann mit einem Bus über die mehrspurige Autobahn, an Seoul vorbei nach Jeonju. (Chonju). Jeonju, die Hauptstadt der Provinz Jeollabuk-do in Südkorea, liegt im Südwesten der Halbinsel, ca. 230 km südlich von Seoul, wurde 892 gegründet und ist heute ein Touristenzentrum, welches für sein Essen, die historischen Bauten, sportlichen Veranstaltungen und einige Festivals bekannt ist. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 fanden 3 Spiele in Jeonju statt.

Jeonju war schon im Königreich der Baekje unter dem Namen Wansan bekannt und ist die Heimatstadt der Yi-Familie, welche die Joseon-Dynastie begründete. Der erste König war Taejo aus der Yi-Dynastie.

Wir fuhren mit unserem Bus zuerst zur Universität, wo wir von zwei in koreanischer Tracht gekleideten Frauen mit Blumensträußen begrüßt wurden. Einen Blumenstrauß bekam Meister Kim und er schaffte es, dass ich den zweiten Strauß in die Hand gedrückt bekam. (Keine Ahnung warum! Wahrscheinlich, weil ich die "größte Sportlerin" in unserer Gruppe war. Ha, ha, ha !!!!)

Anschließend musste uns Meister Kim, in einer großen Aula, bei der Taekwondo-Organisation einschreiben und die Anzahl der am Wettkampf teilnehmenden Personen angeben. Danach wurden Taekwondo-T-Shirts an alle verteilt, sowie Fächer und dünne Regenmäntel (wichtig für diese Jahreszeit, da es schnell mal regnen kann).

Da wir alle doch etwas müde waren, freuten wir uns, dass wir danach mit dem Bus endlich zu unserem Hotel weiterfahren konnten. Das Core Riviera Hotel ist ein 4-Sterne-Hotel mit 166 Gästezimmern, die mit Dusche und WC und bequemen Betten ausgestattet sind. Das Hotel liegt in der Nähe der Altstadt von Jeonju, welche von da bequem zu Fuß zu erreichen ist.

Nachdem sich alle etwas frisch gemacht hatten, ging es zum ersten Abendessen auf koreanisch, in ein Lokal, in der Nähe des Hotels.

Essen In Korea:

Oft nehmen die Koreaner ihre Mahlzeiten im Schneidersitz sitzend, vor kleinen Tischen auf dem Fußboden ein, natürlich ohne Schuhe. Gegessen wird mit Löffel und Stäbchen.

Und hier ein paar Worte zu den Gerichten, denn sie sind gewöhnungsbedürftig. Die Koreaner lieben die traditionelle Küche, genannt Hansik. Die Gerichte sind von hohem Nährwert, dabei aber recht kalorienarm, reich an Gemüse, Kräutern und Gewürzen, wie roten Peperoni, Schalotten, Chilipulver, Ingwer, Sesamöl, Knoblauch und fermentierter Soja-bohnenpaste. Allgegenwärtig und Hauptbeilage zu jeder Mahlzeit, ob Frühstück, Mittagessen oder Abendessen ist Kimchi, → gegorenes Gemüse, wie in Salzwasser eingelegter Chinakohl oder Rettich, das mit unterschiedlichen Zutaten, in zahlreichen Varianten und Schärfegraden zubereitet wird, meistens mit rotem Peperoni-Pulver (gut scharf).

Kimchi kann lange Zeit aufbewahrt werden und war in der Vergangenheit, während der langen Wintermonate, ein wichtiger Ersatz für frisches Gemüse. Auch heute noch legen koreanische Hausfrauen Ende November, Anfang Dezember große Kimchi-Vorräte für den Winter an. In ländlichen Regionen in Korea sieht man Reihen von großen und kleinen Tonkrügen, die auf Podesten, an gut gelüfteten Orten mit viel Sonnenlicht stehen. In diesen braunen Keramikkrügen namens Onggi, fermentieren koreanische Gewürze. Die Krüge atmen. Sie nehmen die für den menschlichen Körper schädlichen Toxine und Unreinheiten auf und eine reine, die körpereigene Lebenskraft (Chi) vitalisierende Energie wird absorbiert. Die Krüge lassen winzige Luft- und Flüssigkeitsmoleküle durch ihre Wände, was den im Inneren gelagerten Nahrungsmitteln zusätzlich Geschmack verleiht. Trotz der vier ausgeprägten Jahreszeiten und starken Temperaturschwankungen in Korea, behalten die Krüge im Innern eine gleichmäßige Temperatur bei. Gewürze, Soßen und Eingelegtes bewahren so über Jahre hinweg ihren Geschmack. Diese Vorratskrüge speichern die für Korea typischen Aromen und Geschmacksnoten.

Manche Kimchi-Arten müssen über 5 - 7 Jahre ziehen, bis sie verzehrt werden. Es existieren mehr als 160 Arten von Kimchi, die sich nach regionaler Herkunft und Zutaten unterscheiden, wie z.B. Tongbaechu (ganzer Kohl)-Kimchi → aus Kohlköpfen. Der Kohl wird gewaschen, gesalzen, mit Wasser besprengt und muss danach über Nacht ziehen. Anschließend fügt man die Gewürze und Kräuter wie Knoblauch, Chilipulver, Ingwer Schalotten und Peperoni-Pulver hinzu und lässt das Gericht einige Tage gären.

Es gibt sogar ein Junggesellen-Kimchi, welches knackig und gut ist. Früher trugen unverheiratete junge Männer und Frauen in Korea ihr Haar lang und zu einem Zopf geflochten. Kleine Rettiche mit Kraut sehen dem Zopf dieser junge Leute ähnlich, deshalb der Name Junggesellen-Kimchi.

Viele Koreaner klagen über Entzugserscheinungen, wenn sie auch nur einen Tag auf Kimchi verzichten müssen. Man sagt, die Sucht nach Kimchi entwickelt sich schleichend. So gibt es auch ein Gerücht von einem amerikanischen Kriegsgefangenen, der 5 Jahre in einem nordkoreanischen Gefängnis saß. Nach seiner Entlassung hatte er seine Frau kaum in die Arme geschlossen, als er auch schon zu ihr sagte: „Du musst unbedingt lernen, wie man Kimchi zubereitet“

Wegen seines hohen Nährwertes und seiner Wirkung bei der Vorbeugung gegen Krankheiten, gewinnt Kimchi weltweit immer stärker an Verbreitung und Beliebtheit. Die amerikanische Fachzeitschrift „Health“ hat Kimchi zu einem der fünf gesündesten Nahrungsmittel der Welt erklärt.

Der Geist Koreas befindet sich im Kimchi und die Sorgfalt und Hingabe, die die Zubereitung von Kimchi verlangt, ist die Verkörperung der koreanischen Seele.

Das koreanische Essen wird nicht in verschiedenen Gängen serviert, sondern alle Speisen – auch die Suppe – kommen gleichzeitig und sehr heiß auf den Tisch. Es gibt keine festgelegte Reihenfolge für das Essen. Man folgt seinem ganz persönlichen Geschmack. Im Allgemeinen bekommt man einige „Gemeinschaftsgerichte“, die in Schälchen serviert werden, aus denen sich alle bedienen. („Ständig stochert Dir jemand in Deinem Essen rum“, meinte bei unserer letzten Reise, Anette; womit sie nicht ganz unrecht hat.)

Es wird nicht erwartet, dass der Inhalt der diversen Schälchen vollständig aufgegessen wird, aber sowie ein Schälchen leer ist, wird es sofort wieder aufgefüllt.

Zum Hauptgericht gibt es fast immer Reis, Suppe, Kimchi und die verschiedensten Beilagen. Die Koreaner essen Reis und Suppe mit einem Löffel, die Beilagen und Fleisch mit Stäbchen. Das Fleisch ist vorgeschnitten, größere Stücke werden abgebissen oder mit den Stäbchen zerteilt. Bekannte Gerichte, die man auf jeden Fall probieren sollte, sind Bibimbap, Galbi und Bulgogi.

Bibimbap
eine Mischung aus gedünstetem Reis, verschiedenen Gemüsesorten (5), in feine Streifen geschnittenes Rindfleisch und ein Spiegelei. Dazu reicht man rote Chilipaste.
Galbi
marinierte Rinderrippen
Bulgogi
auch als Koreanischer Feuertopf bekannt, weil es über starker Flamme gebraten wird Hauchdünne Streifen Rindfleisch werden in Sojasoße, Knoblauch, Sesam-Öl, Schalotten und Zucker eingelegt und am Tisch auf einem Holzkohlengrill gegrillt. In den Restaurants sind die Tische mit gasbetriebenen oder elektrischen Grillplatten versehen, sodass das Fleisch direkt am Tisch gegrillt wird.

Aber es gab auch leckere Curry-Gerichte mit Reis, die nicht ganz so scharf waren.

Zum Essen werden kaltes Wasser (chan mul) und Soju gereicht.

Soju ist unter Koreanern ein beliebtes alkoholisches Getränk. Er ist klar wie Wodka und wird durch Destillieren von fermentiertem Reis- oder Süßkartoffelbrei hergestellt. Soju ist sehr preiswert und hat nur ungefähr 20 % Alkohol.

Unser Essen an diesem Abend bestand aus vielen diversen Beilagen und Kimchi, sowie Bauchfleisch und dünn geschnittenem Rindfleisch, welches am Tisch gegrillt wurde. Nach dem Essen wurde noch ausgiebig mit Soju auf die Koreareise angestoßen. Aber auch beim Soju muss man bedenken, dass trotz geringerem Alkoholgehaltes von 19 %, es die Menge macht. Einer aus unserer Gruppe war am nächsten Tag schlapp.


Tag 3

Tag drei unserer Reise.

Nach einem ausgiebigen amerikanischen Frühstück im Hotel, fuhren Meister Kim und seine Frau mit uns im Bus zum Naejangsan Nationalpark. Die Koreaner sind große Naturliebhaber und es gibt in Korea zwanzig Nationalparks entlang der malerischen Küsten oder tief in den Bergen liegend. Die Nationalparks sollen so wirken, als wenn die Natur sie selbst geschaffen hätte. Viele Bäume, malerische Pavillons und Lotusteiche, steinerne Brücken und Treppen, Kanäle und Wasserfälle gehören zu den wesentlichen Bestandteilen. In den meisten Parks gibt es zudem Tempel oder historische Denkmäler zu sehen.

Der Naejangsan Nationalpark ist 76.036 km² groß, umfasst das Naejangsan-Gebirge (763 m hoch) mit wunderschönem Baumbestand, guten Wanderwegen und der buddhistischen Tempelanlage Naejangsa, sowie das Beagamsan-Gebirge (741 m).

Ursprünglich hieß die Tempelanlage Yeongeunsa nach ihrem Erbauer Yeongeun Josa, der sie um 636 n. Chr. z. Zt. von König Mu, während des Paekje-Königreiches erbaute. Die Tempelanlage bestand früher aus 50 Häusern. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Anlage mehrmals zerstört und wieder aufgebaut und der Name in Naejangsa geändert. Der Name „Naejang“ bedeutet „viele Geheimnisse“ und „sa“ heißt Tempel.

Tempel gehören in Korea zu den traditionellen Kulturgütern. Architektur und Dekor dieser Tempel wurden in Korea nach chinesischem Vorbild entwickelt. Die Gebäude stehen auf wuchtigen Steinsockeln und die Dächer werden nicht von Wänden, sondern von Pfeilern getragen, d.h. um eine gleichmäßige Verteilung der Dachlast zu gewährleisten, wird das Gewicht der weit ausladenden Dachkonstruktionen über ein komplexes Gebälk auf diese Pfeilerenden übertragen.

Durch die weit überstehenden Dächer wird das Fundament vor Regen geschützt. Die Dächer selber sind mit Dachreitern versehen und von der Unterseite her mit farbigen Malereien geschmückt, deren Motive neben Buddhas auch Pflanzen, Tiere, Drachen und andere mythische Wesen umfassen können.

Nach einem gemütlichen Fußmarsch von 30 min, vorbei an wunderschönen Bäumen, entlang eines kleinen Flüsschens und Umrundung eines romantischem Lotusteiches mit einem kleinen Gartenhaus = Pavillon in der Mitte, kamen wir zur Tempelanlage, wo wir am Eingangstor von 4 buntbemalten Himmelswächtern begrüßt wurden.

Die Tempelanlage selbst bestand aus mehreren Häusern, in die wir alle einen Blick durch die weit geöffneten breiten Türen werfen konnten. In einem der Häuser, dem Gebetshaus, stand auf einem Holzboden ein Altar, auf welchem sich eine goldene Buddha-Statue befand und davor viele Kerzen. Kleine Wunschzettel hingen in diesem Raum von der Decke herunter. Die Tempelanlage berührte mit erhabener Stille und Gelassenheit. Auch der Park selber strahlte eine Ruhe aus, die fast eine meditative Stimmung erzeugte. Die Hektik der Straße verschwand und es stellte sich ein schönes Wohlgefühl ein.

Nach dem Parkbesuch ging es anschließend zum Essen in ein Lokal, in der Nähe des Parks. Danach fuhren wir mit dem Bus zurück ins Hotel. Kurze Zeit zum Ausruhen und Umziehen und sodann ging es mit dem Bus wieder in die Stadtmitte von Jeonju, denn dort fand auf einem großen Platz eine „Vorabendfeier“ für alle Sportler statt, bei der die Verantwortlichen der Taekwondo-Expo, sowie die internationalen Mannschaften vorgestellt wurden. Es war ein tolles Gefühl zwischen so vielen Sportlern aus aller Welt zu sitzen, zu lachen und zu versuchen sich mit Händen und Füßen und etwas Englisch zu verständigen.

Nach der Vorstellung führten junge Mädchen Taekwondo-Gymnastik und Bauchtanz vor. Des weiteren wurde von einer Gruppe von Jungen und Mädchen „Pumba“, ein koreanisches traditionelles Straßentheaterstück dargestellt. Den Abschluss bildete dann ein großes Feuerwerk mit Musik. Nach dem Abendessen ging es zurück zum Hotel, in dessen Nähe sich ein Kiosk befindet. Der Besitzer machte da wohl das Geschäft seines Lebens in der Zeit, in der wir im Hotel wohnten, denn hier wurde ständig von unserer Gruppe große Mengen Nachschub von Soju für den Abschluss des Tages getätigt.


Tag 4

Tag vier unserer Reise

Nach dem Frühstück, das nun für einige aus unserer Gruppe, auf deren Wunsch, koreanisch serviert wurde, ging es mit dem Bus zum Jeonju National Museum, wo uns in 5 Ausstellungsräumen die Geschichte und Kultur Koreas näher gebracht wurde.

Das Museum wurde am 26. Oktober 1990 eröffnet. Im Hauptgebäude befinden sich mehrere nach Themen geordnete Räume, wie den Archäologie-Raum mit vielen Fundstücken aus vorgeschichtlicher Zeit, den Kunstraum mit buddhistischer Kunst, den Folklore-Raum, sowie einem Raum mit besonderen Exponaten.

Leider fehlte uns da Jemand, der uns durch die Räume geführt hätte, mit Erklärungen in deutscher Sprache. Aber bei manchem konnte man erkennen, was darstellt wurde, wie z.B. Koreanisches Leben am Königshof oder die Darstellung des Schmiedehandwerks.

Nach dem Museumsbesuch und anschließendem Mittagessen trafen sich alle Sportler in einem Stadion zur Aufstellung der einzelnen internationalen Mannschaften, um dann in einer Parade 1,7 km durch Jeonju zum großen Samsung Cultural Center zu laufen, wo die große Eröffnungsfeier der Expo stattfand.

Mittlerweile hatte sich unsere Gruppe auch vergrößert. Aus einem Berliner Verein waren noch 12 Taekwondo-Sportler angereist, so dass Germany 2009 stärker vertreten war als 2007.

Fast wie bei uns beim Fastnachtsumzug, zogen wir nun bei strahlendem Sonnenschein durch die Straßen, an uns zujubelnden Koreanern vorbei. Vorneweg eine Musikkapelle, danach eine koreanische Trachtengruppe und dann die Sportler aus 50 Nationen. (Auch hier machte sich die Wirtschaftskrise bemerkbar, denn 2007 waren es 150 Nationen, die sich zur Expo trafen.)

Am Cultural Center dauerte es noch eine Weile, bis wir hinein konnten. Das nutzte Wilfried und machte schöne Fotos von den Menschen in ihrer Tracht und mir. Alle waren freundlich und wollten mit mir zusammen aufs Bild. (Zur Verständigung bedienten sich beide Seiten der Handsprache)

Bevor wir endlich ins Center konnten, lernten wir die neuste Technik der Koreaner kennen. Mit Fieberthermometern, die über die Stirn geführt wurden und mit Infrarotscannern überprüfte man alle Sportler, ob sie auch kein Fieber hatten → Angst wegen Schweinegrippe !!

Der Einmarsch der Sportler ins Center ist wie bei einer Olympiade. Alle Länder werden einzeln aufgerufen und dann marschiert ein Koreaner mit dem Schild des jeweiligen Landes los, der Fahnenträger und die Sportler hinterher. Drinnen wird die Nationalhymne gespielt und alle Besucher stehen auf der Tribüne im Center und klatschen Beifall.

Nach dem Einmarsch aller Sportler ins Center, vorbei an den hohen Würdenträgern und Besuchern, fand die Eröffnungserklärung, die VIP-Vorstellung und die Begrüßungsrede auf Koreanisch statt. Natürlich haben wir alles verstanden!!

Danach erfolgte ein buntes Programm, gestaltet von „Pilbong“, Bauernmusik mit Schlaginstrumenten, verschiedenen koreanischen Tänzen, Breakdancern, Samullori-Tänzern mit Percussionsinstrumenten, Taekwondogymnastik und Taekwondo-Aufführungen der „Korea Tigers“.

Taekwondo,
das mittlerweile in der ganzen Welt als Sportart Anerkennung findet, wurde als Kampfsport in Korea entwickelt, ist fester Bestandteil der koreanischen Geschichte und Kultur und ging von Korea aus in die Welt.
Korea ist die Heimat des Taekwondo.

Was ist Taekwondo? Tae-Kwon-Do ist eine uralte koreanische Kampfkunst und ein modernes Kampfsystem. Es wird heute von Menschen der verschiedensten Altersstufen und mit unterschiedlichsten Ansichten, als Sport oder als eine Möglichkeit der Selbstverteidigung ausgeübt.

Der Begriff besteht aus drei altkoreanischen Wörtern, die das Wesen dieser Kampfkunst kurz und prägnant ausdrücken;

Tae = Fuß,
bedeutet, im Sprung mit dem Fuß treten oder stoßen
Kwon = Faust,
steht für die Handtechniken
Do = Weg,
hat besonders im Buddhismus die sinnbildliche Bedeutung der geistigen Entwicklung des Weges und der Einheit von Körper und Geist. D.h. → Beim Taekwondo wird der ganze Körper eingesetzt. Die Bewegungen und Techniken verlangen vom Sportler, bestimmte Teile seines Körpers in ausgeglichener und harmonischer Weise einzusetzen, sodass die Beweglichkeit der Glieder erhöht wird.

Es hilft Stress abzubauen, da bei den Kick- und Boxbewegungen laute Kampfschreie ausgestoßen werden. Taekwondo ist also mehr als nur eine reine Kampfsportart zur Selbstverteidigung.

Es dient auch der Charakterbildung, da es ein effektives Mittel zur Förderung der Selbstdisziplin ist, denn es stärkt Körper und Geist und trainiert durch Kämpfe mit den Partnern korrektes Verhalten. Es wird die Einheit von Körper und Geist trainiert.

Seit den Olympischen Sommerspielen in Sydney 2000 gehört Taekwondo zu den offiziellen olympischen Wettkampfdisziplinen. Es wird unterschieden zwischen Kampf und Formenlauf (Poomse)

Poomse
Formenlauf, ist eine festgelegte Schritttechnikfolge und gleicht einem Kampf gegen einen unsichtbaren, imaginären Gegner. Dieser Formenlauf dient vor allem der Automatisierung von Beweglichkeitsfolgen und dem Training von passenden Atemtechniken.

Präzision, Dynamik und die Genauigkeit von Techniken und Stellungen sind von höchster Bedeutung. Geschichtlicher Hintergrund dieses Formenlaufes ist wahrscheinlich, dass es früher viel zu gefährlich war, einen Trainingskampf gegen einen echten Gegner zu führen – bei Verletzung oder Tod hätte dies zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen geführt → Arbeitskraft in der Landwirtschaft ging verloren und es wäre zu Racheakten durch die Familie des Opfers gekommen.

Dr. Norbert Morsch, Träger des 8. Dan sagte einmal in einem Interview:

„Richtig verstanden ist Taekwondo ein Lebensweg, der kein Ende kennt.
Die Umstände und Schwerpunkte mögen sich ändern, aber das Ziel bleibt:
nicht den Gegner, sondern sich selbst zu besiegen, in allen Lebenslagen.“

Später am Abend, nach dem Abendessen wurde vom koreanischen Taekwondo-Demo-Team „The Tigers“ eine Mythosanekdote aufgeführt, die ähnlich ablief wie das Taekwondo-Musical, welches wir 2007 sahen. Genau so spannend und gut inszeniert wie damals. Es wird eine Geschichte erzählt, die untermalt ist mit schöner Musik und exakten Taekwondo-Tritt-techniken, unglaublichen Kombinationsbruchtests mit akrobatischen Einlagen und höchsten Schwierigkeitsgraden, wie 3-fach und 4-fach-Sprungkombinationen, sowie synchronem Poomselauf – präzise, kraftvoll, exakt.


Tag 5

Tag fünf unserer Reise

Nach dem Frühstück stand heute eine Busfahrt durch die Provinz Buan-gun und zum Gyeokpo-Haeneomi-Beach = Badestrand bei Buan auf dem Programm. Da Süd-Korea ja von 3 Seiten vom Meer umgeben ist, hat es auch eine Vielzahl von ver-schieden großen Stränden, sodass es sich anbot, auch mal das Strandleben zu genießen und im „Gelben Meer“ zu baden.

Nach einem Trommel-Konzert in einer großen Halle in der Nähe von Buan, fuhren wir mit dem Bus zum bewachten Strand, an dem wir den frühen Nachmittag verbrachten. Es war ein kleiner, sehr sauberer Badestrand, abgegrenzt von dem Felsen Chaeseokgang. Das Meer hatte hier nur eine geringe Wassertiefe, sodass man ein gutes Stück ins warme Meer laufen konnte. Es ist auch für nicht so geübte Schwimmer geeignet. Abends, zurück in Jeonju, gab es wieder ein großes Essen für Alle. Danach wurden auch dieses Mal wieder verschiedene Musik- und Tanzaufführungen, wie z.B. koreanische traditionelle Bauernmusik mit Schlaginstrumenten dargeboten.


Tag 6

Tag sechs unserer Reise

Die an den Wettkämpfen teilnehmenden Sportler konnten heute den ganzen Tag im Cultural Center trainieren. Wilfried und ich beschlossen deshalb, alleine auf Entdeckungsreise zu gehen. Nach dem Frühstück machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg in die Altstadt „Jeonju Hanok Village“, die man vom Fenster unseres Hotels überblicken konnte. Zuerst liefen wir die Taeja-ro (Straße) runter, entlang an alten Häusern mit prachtvollen Türen und Toren, bis wir durch einen Bambushain gehend, den Gyeonggijeon erreichten, einen historischen Platz, wo die Gyeonggi Hall steht, ein kleiner Palast, gebaut um 1410 (im 10ten Jahr der Regierung von König Taejong)

Hier sieht man das königliche Portrait von Taejo Seonggae Lee, dem König, der die Joseon-Dynastie gründete und der aus Jeonju stammte. Außerdem steht auf dem Platz der Jogyeong Shrine, erbaut um 1771.

Beim Weitergehen kamen wir zur Jeondong Cathedral, ein Gebäude im byzantinischen und romanischen Baustil. Sie gilt als die schönste katholische Kirche in Korea. Wir verbrachten einige Zeit hier, bestaunten den Innenraum und genossen die Stille.

Danach gingen wir zum Pungnam-Gate. Früher ab es um Jeonju eine Stadtmauer mit 4 Stadttoren. Pungnam-Gate ist von den ehemals 4 Stadttoren das Letzte, welches noch erhalten ist. Es gleicht vom Aussehen her etwas dem Namdaemun-Tor in Seoul.

Um das Stadttor herum liegen verschiedene kleine Geschäfte, auch ein Schuhgeschäft, indem Wilfried hoffte, ein Paar Schuhe zu kaufen. Doch Fehlanzeige: Schuhgröße 44 gibt es nicht. Aber Kopfbedeckungen, z.B. Hüte mit breiten Krempen vorne, die das Gesicht vor Sonnenstrahlen schützen und von Koreanern gerne getragen werden.

Anschließend erreichten wir den Nambu-Market, welcher für uns ganz faszinierend war. Man bekommt hier wirklich alles: Kleidung, Stoffe, Möbel, Kühlschränke, Haushaltswaren, geschlachtete Hühner, Fische, Gemüse, Gewürze, Süßigkeiten, Soju, nur keine Schuhe Gr. 44.

Wir schlenderten weiter und kamen zu einer mehrstufigen Steintreppe. Dort machten wir Rast und versuchten uns an Hand unseres Stadtplans zu orientieren, wie wir weiter gehen sollten. Plötzlich stand ein Polizist vor uns und fragte ganz besorgt auf Englisch, ob es uns gut geht und ob wir etwas Trinken möchten. Das bejahten wir sofort, denn es war mittlerweile doch sehr heiß geworden. Als er sich entfernte und wir ihm nachsahen, bemerkten wir, dass wir auf der Treppe vor dem Polizeigebäude saßen. Nach 2 min. war der Polizist mit zwei Joghurt-drinks wieder da und meinte, wenn wir wollten, könnten wir uns auch im Gebäude etwas ausruhen. Na, das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Tisch, Stühle, Klimaanlage, Toilette und etwas Kühles zum Trinken, was wollten wir noch mehr. Bevor wir nach 20 min weitergingen, durfte ich auch noch ein Foto von unserem hilfsbereiten Polizisten machen und beim Hinausgehen erklärte uns ein freundlicher Koreaner noch, dass sich auf der gegenüber liegenden Straße das Gefängnis befinde. Das wollten wir dann aber nicht besichtigen.

Wir schlenderten noch etwas durch die Straßen, betrachteten die Geschäfte und waren gegen 13.30 Uhr wieder im Hotel, um uns etwas Auszuruhen.

Um 16.00 Uhr baten wir dann an der Rezeption um ein Taxi, welches uns zum Culture Center bringen sollte, damit wir uns mit unserer Gruppe und Meister Kim zum Abendessen treffen konnten. Da man uns sagte, dass es ein paar Minuten dauern würde, bis das Taxi kommt, stellten wir uns vor das Hotel und bewunderten die tollen großen Privatautos, alle Mercedes-Standart, aber von der koreanischen Marke Hyundai, die laufend am Hotel an- und abfuhren. Die Farbe der Autos in Korea ist überwiegend schwarz oder weiß/cremefarben. Man sieht kaum farbige Privatautos. Das hat mit der Yin- und Yang-Lehre zu tun. Die Farben weiß / schwarz sollen beruhigen. Sehnsüchtig schaute ich die Autos an und wünschte, ich dürfte auch einmal in so einem komfortablen Auto mit Chauffeur durch die Straßen von Jeonju fahren.

Wieder fuhr ein Auto vor. Der Fahrer stieg aus und war einem Mann behilflich, der mit Krücken laufen musste. Beide hatten ID-Karten von der Taekwondo-Expo umhängen, wie auch wir sie trugen. Der Fahrer des Autos zeigte auf unsere ID-Karte und sagte etwas auf Koreanisch. Verstanden habe ich nichts, aber ich habe ihm gleich strahlend auf Englisch erzählt, dass wir aus Germany kommen und nun auf ein Taxi warten, um zum Culture Center zu fahren. Der Mann mit den Krücken wurde auf uns aufmerksam, verstand sogar mein Englisch und meinte, wenn wir 3 Minuten warten könnten, würde uns der Fahrer des Autos mit zum Culture Center nehmen.

Ruck-zuck war das Taxi abbestellt und ich saß im Auto. Wilfried aber lief noch schnell auf unser Zimmer und holte eine Flasche Wein, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten. So konnten wir uns bei dem netten Fahrer bedanken, der, wie sich später herausstellte, nicht einfach nur Fahrer war, sondern Deputy General Manager und wir machten ein bisschen Reklame für den Wein aus unserer Heimat.

Der Park wird gern von den Koreanern besucht und hier sitzen viele ältere Männer bei Brett-spielen zusammen, wie z.B.
Ch`anggi
die koreanische Version des Schachspiels.
Jeder Spieler erhält 16 Figuren: einen General, zwei Wagen, zwei Kanonen, zwei Pferde, zwei Elefanten, zwei Palastwachen und fünf Soldaten, dargestellt durch chinesische Schriftzeichen auf Spielsteinen. Ziel ist es, den Gegner schachmatt zu setzen.
Yut
ist eine Art Backgammon
Vier kleine Stöckchen werden als Würfel in die Luft geworfen und die Spieler bewegen ihre Steine entsprechend der Anzahl der nach oben oder unten zeigenden Stöckchen. Wer seine vier Steine als erster in ein Ziel gebracht hat, hat gewonnen.

Vom Culture Center fuhren wir dann später mit einem Bus und unserem Guide Herrn Kim zum Jeonju Deokjin-Park. Dieser Park ist ein städtischer Park mit einem 43.000 m² großen Seerosenteich, über den eine lange Hängebrücke führt. Man sieht soweit das Auge reicht, Seerosen und Seerosenblätter. Es ist wunderschön hier.

2007 fand hier in diesem Park für alle damaligen 1.500 Taekwondo-Sportler eine große Gartenparty mit riesigem Buffet und anschließendem Feuerwerk statt.

Nach dem anschließenden Abendessen ging es zurück zum Hotel und $rarr; Soju lässt grüßen.


Tag 7

Tag sieben unserer Reise

Wir verließen nach dem Frühstück Jeonju und fuhren mit dem Bus nach Muju und weiter zu unserer nächsten Unterkunft im Muju Ski-Resort.

Die Stadt Muju liegt im Nordosten der Provinz Jeollabuk-Do und ist ein Ort, indem alte Geschichte und moderne Kultur zusammentreffen. In der Nähe der Stadt liegt das Deokyusan-Gebirge, die Berge Jeoksangsa, Daedeoksan und ein Nationalpark, in dem man sich das ganze Jahr erholen kann.

Muju und seine Umgebung sind eines der saubersten Gebiete Koreas und deshalb ist die Stadt auch bekannt für ihre Glühwürmchen (Firefly), denn dieses Insekt reagiert besonders empfindlich auf Umweltverschmutzungen. Hier in Muju hat das Insekt einen optimalen Lebensraum, da Muju über klares Wasser, frische Luft, blauen Himmel, schöne Wälder und über die Hauptnahrungsquelle der Glühwürmchen, die Sumpfschnecke, verfügt. Die Glühwürmchen erleuchten hier die heißen Sommernächte. Jedes Jahr findet deshalb auch das Glühwürmchenfest statt, als Warnung vor den Gefahren der Umweltverschmutzung und um den Schutz der Glühwürmchen zu fördern.

Seit vorchristlicher Zeit ist Muju auch bekannt dafür, dass viele Kampfkunstmeister hier wirkten und sich von der Naturschönheit und Reinheit des Gebietes inspirieren ließen. In der Drei-Reiche-Zeit hieß Muju (Gucheondong) =„Gucheon-dun“ und war Ausbildungslager für Krieger. Manchmal trainierten hier bis zu 9.000 Krieger ihren Geist und ihre Kampf-technik.

„Gucheon“ bedeutet 9.000 und „Dun“ bedeutet Heereslager.

Während der Drei-Reiche-Zeit trainierten Krieger aus Baekje und Shilla hier gemeinsam. Muju ist einer der wenigen Orte, an denen zwei unterschiedliche Kampfkünste aus zwei Königreichen aufeinander trafen und friedlich zusammenlebten.

In der Joseon-Dynastie trainierten die Subak-Meister Kwon Jinin und Nam Kungdu sowie der Konfuzianist Park Chiwon auf den Bergen Jeoksangsan und Baekwunsan ihre Schüler. Daher galt Muju als heiliger Ort für Kampfkunsttraining.

'Muju ist der Geburtsort des Kampfsports Taekwondo

In Muju gibt es einen Bach namens „Seolcheon“, was soviel wie „schneeweißer Bach“ bedeutet. Nach einer Legende wurde das Wasser dieses Baches immer weiß, wenn in ihm der Reis für die Verpflegung der 9.000 Krieger gewaschen wurde.

Seit 2007 findet in Muju die World Taekwondo Culture Expo statt und die Taekwondo Promotion Foundation gab nun den Bau eines gigantischen 2 Millionen Quadratmeter großen Taekwondo-Park bekannt, der bis 2012 fertig gestellt werden soll.

Es wird 4 Hauptbereiche geben:

• das World Taekwondo Center,
in der Nähe des Eingangsbereiches. Hier sollen internationale Wettkämpfe stattfinden. Außerdem gibt es Räume für Konferenzen und kulturelle Aufführungen
• die Kultur- und Tourismuszone,
Mittelpunkt dieses Bereiches bildet der Taekwondo-Platz, wo verschiedene Veranstaltungen und Paraden stattfinden. Rund um den Platz entstehen ein Besucherzentrum, eine Ausstellungshalle und eine Erlebnishalle (Besucher können hier Taekwondo üben oder an traditionellen Meditationszeremonien teilnehmen)
• die Bildungs- und Trainingszone,
wo eine Taekwondo-Hochschule entsteht, sowie eine Halle mit Auditorien und Trainingsbereichen
• das spirituelle Zentrum,
im Nordosten des Parks, steht im Zeichen der Hochachtung für die Urväter des Kampfsports. Hier können die Besucher mehr über die Geschichte und Philosophie des Sportes lernen.

Der Park soll ein „Mekka“ für die 60 Millionen Taekwondo-Anhänger aus der ganzen Welt werden.

Das Gelände des Muju Resort, wo wir drei Nächte übernachteten, liegt ungefähr eine halbe Bus-Stunde entfernt von Muju. Es befindet sich am nördlichen Fuß des Berges Deokyusan, ist das größte Skigebiet Asiens und verfügt zudem über einen Wasserpark und ein Freizeitgebiet mit verschiedenen Einrichtungen, wie z.B. einen Mountainbike-Weg, einen Trimm-dich-Pfad mit 26 Stationen, eine Wasserschlitten-Anlage und einen großen 18-Loch-Golfplatz. Man kann hier das ganze Jahr über Sport treiben.

Das Welcome-Center (Check-in-Center) mit seiner 25 m hohen Empfangshalle im Muju Resort, das wir mit dem Bus zuerst anfahren mussten, um die Schlüssel für unsere Hotel-Apartmentzimmer zu bekommen, wird von verschiedenen Restaurants, Supermärkten und Sportgeschäften umrahmt und liegt am Fuße einer steilen Bergstraße, von der wiederum verschiedene Straßen zu den einzelnen Hotels abzweigen.

Nach einer längeren Wartezeit waren wir dann alle mit Schlüsseln versorgt und fuhren zu unserem Apartment. Das Zimmer, das Wilfried und ich bekamen, war so groß, dass es für eine 4-köpfige Familie gut Platz geboten hätte.

Wieder hieß es sich schnell frisch machen und zurück in den Bus, denn wir wurden in Muju, in der Leuchtkäfer-Sporthalle erwartet, denn auch hier fand eine Eröffnungszeremonie statt, bei der nochmals alle Sportler feierlich in die Halle einmarschierten, Begrüßungsreden gehalten wurden, der Schwur von Vertretern der Schiedsrichter und der Sportlern abgenommen wurde und wieder eine tolle Aufführung einer Gruppe Taekwondomeister stattfand.


Tag 8

Tag acht unserer Reise

Heute fanden in der Leuchtkäfer-Sporthalle für alle Sportler morgens ein Taekwondo-Training statt und anschließend begannen die Wettkämpfe. Jan gewann Gold in der Leistungsklasse 1 des ersten bis dritten Dans, bei den 20- bis 25-Jährigen, Heinz errang Bronze in der LK 1 des dritten bis fünften Dans der über 45-Jährigen. Auch die Anderen Sportler aus der HAN KOOK Mannschaft waren erfolgreich Detlef und Danny aus Bad Düben sowie Enrico aus Hamburg gewannen Gold in ihren Klassen. Melanie und Felix aus Bad Düben konnten Silber mit nach Deutschland nehmen und auch Janine aus Bad Düben und Simone aus Hamburg konnten Bronze erringen.


(hintere Reihe v.l.) Danny, Detlef, Enrico, Guide Hr. Kim, Simone, Jan & Heinz
(vorn v.l.) Janine, Felix & Melanie

Da Wilfried und ich wussten, dass Training und Wettkämpfe den ganzen Tag dauern würden, beschlossen wir, nicht mit nach Muju zu fahren, sondern den Tag im Muju Resort zu verbringen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Schwätzchen mit einem Guide einer Gruppe von Mitarbeitern eines Elektrokonzerns, die auch im Hotel untergebracht waren, liefen wir den steilen Berg hinunter, um uns die Geschäfte, Restaurants und Hotels um das Welcome Center herum anzusehen.

Plötzlich dachten wir, wir seien in Tirol. Vor uns stand ein 5-Sterne-Hotel, ganz im Baustil eines luxuriösen und komfortablen Tiroler Landhauses mit Geranien am riesigen Holzbalkon. Es ist wohl das berühmteste Alpenhotel Koreas, entworfen und gebaut 1995/96 von dem österreichischen Architekten Karl Landauer. Er ließ jeden Balken, jeden Nagel eigens aus Österreich importieren und von Urtiroler Handwerkern zu einem echten Tirolerhaus zusammen setzen. Das Dach des Hotels wurde mit 4.000 m² Tiroler Lärchenschindeln gedeckt. Im Hotel selbst sahen wir in dem Restaurant und der Empfangshalle wunderschöne Tiroler Wandmalereien, sowie Innenvertäfelungen aus Holz. Hier waren Kunstmaler, Tischler, Stuckateure und Kunstschmiede am Werk gewesen.

Nach Besichtigung des Hotels von Innen gingen wir weiter, zu einer Sightseeing-Gondelbahn, die uns in 20 min. auf den Seolcheonbong Peak, zu einem Restaurant in 1.520 m Höhe brachte. In ein paar Metern Entfernung befand sich ein Aussichtspavillon, von dem man bei schönem Wetter und klarer Sicht bestimmt einen tollen Ausblick hat. Leider spielte das Wetter an diesem Tag nicht mehr mit. Es begann schon bei unserer Abfahrt auf den Berg zu nieseln und oben wurde es plötzlich so neblig, sodass man nichts mehr sah und sich der 20-minütige Aufstieg in Richtung auf die Bergspitze des Deogyusan Hyangjeokbong in 1.614 m Höhe erübrigte und wir nach einiger Zeit im Restaurant wieder mit der Gondel nach unten fuhren. Es nieselte weiter und wir baten deshalb im Welcome-Center um einen Shuttel-Bus, der uns zu unserem Hotel zurück brachte.

Abends war dann natürlich große Medaillen-Feier mit Soju.


Tag 9

Tag neun unserer Reise

Heute war eine Sightseeing-Tour mit dem Bus für uns von der Expo geplant.

Zuerst fuhren wir zum großen Yongdam Lake, einem Stausee, an dem ein wunderschöner Aussichts-Pavillon und ein Denkmal standen. Um uns herum sah man hohe, steile Berge. Auf einen dieser Berge fuhren wir anschließend, denn in den Bergen lag unser nächstes Ziel, der Anguksa-Tempel, welcher angeblich von einem Hohepriester im dritten Regierungsjahres von König Chungryeol (1277) während der Goryeo-Dynastie errichtet wurde. Andere Überlieferungen sagen, der Tempel sei in der Zeit der frühen Joseon-Dynastie für den Frieden des Landes errichtet worden. Wie auch immer, er liegt einsam in den Bergen und ihn umgibt eine ganz himmlische Ruhe. Die Tempelanlage umfasst mehrere typische Gebäude und man sieht hier viele verschiedene Buddhastatuen.

Und fein säuberlich, schräg hintereinander aufgeschichtet, lagen vor einem Gebäude schwarze, gewölbte Dachziegel mit weißer Beschriftung. Die Tempel werden meistens mit Eintrittsgeldern finanziert. Aber für größere Renovierungsarbeiten werden zusätzliche Spenden benötigt. Sehr gebräuchlich sind sie eben in Form von Dachziegeln, auf die der Spender seinen Namen schreibt. Für gläubige Buddhisten bedeutet eine solche Spende die Schaffung guten Karmas. Diese Tempelanlage ist noch von Mönchen bewohnt, von denen wir aber an diesem Tag keinen gesehen haben.

In der Nähe des Tempels liegt ein großer Aussichtsturm und man kann von seiner Plattform aus, die umliegenden Berge und den Staussee Yongdam Lake im Tal sehen.

Nach dem Mittagessen ging es zum Bandi-Land-Insect-Museum, wo wir 13.500 Exemplare von verschiedenen Insekten- und Käferarten bewundern konnten. Alle waren präpariert und mit Stecknadeln zu verschiedenen Bildern aufgespießt. Farbenprächtig und wunderschön.

Im Anschluss an den Besuch des Insektenmuseums, fuhren wir zu einem Gebäude, indem wir auch einmal eine koreanische Tracht anprobieren durften. Mit der Kleidergröße ging es ja noch, aber auch hier zeigte sich, Schuhgröße 44, → Fehlanzeige !

Um 18.00 Uhr waren dann alle Sportler wieder in der Leuchtkäferhalle zur Abschlussfeier mit großem Abschiedsessen versammelt. Gegen 21.00 Uhr ging es dann mit Bussen zum Ufer des Flusses in Muju, von wo aus wir noch ein großes, buntes Abschieds-Feuerwerk bestaunen konnten.

Zurück im Hotel gab es bei Jan und Heinz im Zimmer eine Abschiedsfeier für unseren Guide Herrn Kim, der für uns die ganzen Tage dolmetschte und hilfreich zur Seite gestanden hatte.


Tag 10

Tag zehn unserer Reise

Nach dem Frühstück verließen wir mit Meister Kim das Muju Resort und fuhren mit dem Bus nach Seoul zum nationalen Flughafen Gimpo, von dem aus wir zur Insel Jeju flogen. Auch Yeon Ji, die Tochter von Kims, welche in Seoul lebt, flog mit uns.

!!Jeju-do = Cheju

Die Insel Jeju ist eine Flugstunde von Seoul entfernt und liegt ungefähr 85 km von der Südküste Koreas entfernt im Ostchinesischen Meer und war früher unter dem Namen Quelpart bekannt.

So nannte sie der holländische Seefahrer Hendrik Hamel (1630 – 1692), der als erster bekannter Europäer über Korea berichtete. Er erlitt 1653, auf seiner Fahrt von Japan zu einer holländischen Kolonie in Indonesien, mit seinem Segler „De Sperwer“ und 64 Mann an der Südküste der Insel Schiffbruch. 36 Männer konnten sich an Land retten, wurden freundlich aufgenommen, aber unter Aufsicht gestellt. Erst 13 Jahre später konnte Hendrik Hamel von der Insel wieder nach Japan fliehen. Er berichtete: „Die Insel ist von Felsen umgeben, hat Pferde und Rinder im Überfluss, die dem König ein hohes teueraufkommen einbringen, aber die Insulaner sind, trotz Pferdezucht und Viehherden, sehr arm und werden von den Bewohnern des Festlandes verabscheut.“

Die Insel ist 76 km lang, 44 km breit und 1.860 km² groß. Sie entstand durch einen Vulkanausbruch im Pazifik. Vulkanismus und feuchtes Meeresklima haben die Insel am meisten geprägt. Der Berg Hallasan oder Mount Halla, in der Mitte der Insel, der sich vor ungefähr 2 Millionen Jahren aus dem Meer erhob, lieferte die Lava und Vulkanasche, aus der die sehr fruchtbaren Böden der Insel hervorgegangen sind. Er überragt sämtliche Erhebungen der Insel und ist mit 1.950 m der höchste Berg Südkoreas. Der Gipfel dieses erloschenen Vulkans ist von fast allen Punkten der Insel aus zu sehen. Der letzte Vulkanausbruch fand 1207 statt. Er wird deshalb auch schlafender Vulkan genannt und zählt zu den „3 Bergen, wo Gott wohnt“. Einige begehbare Wege führen auf den Gipfel des Berges, von wo aus man einen Blick auf einen kleinen Kratersee werfen kann und auf eine Vulkanlandschaft mit kargen Gipfelfelsen und je nach Jahreszeit, weiten Azaleenfeldern. Das Gebiet um den Berg ist Nationalpark mit üppiger subtropischer Vegetation. Es gibt hier artenreiche Wälder, ausgedehnte Zitrusgärten, Graswirtschaft für Rinder, Pferde und Schafe.

Auf Grund ihrer relativen Isoliertheit vom Festland und ihres Images als subtropische Insel, ist Jeju heute ein beliebtes Ziel für Hochzeitsreisende (Honeymooner) und Badeurlauber. Man nennt die Insel auch „Smaragd-Insel“ oder „Hawaii Ostasiens“, denn sie hat ein angenehmes, mildes Seeklima mit 4 Jahreszeiten. Nur 20 Tage im Jahr fällt Schnee. Wegen der reichen Flora und Fauna, die die Insel prägen, gehört sie seit 2007 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Auf der Insel gibt es auch zahlreiche zerklüftete Lavaformationen, Lavahöhlen und Lavagänge, um die sich zahlreiche Sagen und Mythen ranken. Die Bevölkerung hat eine eigenständige Tradition und einen Dialekt, der den Menschen vom Festland unverständlich ist. Bis heute haben sich die traditionellen Schamanen-Religionen erhalten. Immer noch sollen verschiedene Gottheiten angebetet werden.

Aber auch auf der Insel hat sich, wie andernorts in Korea, das Christentum verbreitet. In der Dunkelheit sieht man in Cheju-City, im beleuchteten Häusermeer, rot leuchtende Christuskreuze strahlen. Seit Ende des 19. Jh. hat das Christentum in Korea Fuß gefasst. Die Koreaner haben die westliche Lehre von China mitgebracht. Die Christen stellen heute mit 28 % die zweitgrößte Religionsgemeinschaft dar, nach dem Buddhismus mit 36 %.

Nach einer Stunde Flug kamen wir auf dem Jeju-International-Airport an. Mit dem Bus ging es zum Hotel Neighborhood in Jeju-si (Jeju-Stadt), welche in der Mitte der Nordküste liegt. Hier bezogen wir Zimmer im 13.ten Stock. Das anschließende Abendessen fand in einem koreanischen Lokal in der Stadt statt.


Tag 11

Tag elf unserer Reise

Frühstück gibt es in unserem Hotel in einem großen Raum im 17. Stock. Doch da sehr viele Kurzurlauber im Hotel übernachtet hatten, war heute der Andrang entsprechend groß. Allein schon einen Fahrstuhl zu bekommen, war fast unmöglich. Deshalb beschlossen wir, dass das Frühstück nur aus Sandwiches und Kaffee, sowie Säften vom nahe gelegenen Supermarkt bestehen sollte. Zur Abwechslung auch mal nicht schlecht.

Anschließend fuhren wir mit dem Bus zu einer Sportschule, in der ein Vorentscheidungs-Tunier koreanischer Taekwondo-Sportler verschiedener Altersgruppen, für die Korean-Open stattfand. In dieser Schule ist Meister Kim bekannt und er wurde von einem Funktionär offiziell den Prüfern und den Taekwondo-Sportlern vorgestellt, wie in Korea üblich, mit Verbeugen von beiden Seiten. Auch wir wurden vorgestellt und versuchten uns im Verbeugen. Ich glaube, wir müssen das noch ein bisschen üben. Kurze Zeit später verabschiedeten wir uns und fuhren weiter mit dem Bus zum Jeongbang Wasserfall (Chongbang-Wasserfall). Er ist der einzige Wasserfall in Asien, der von einer schroffen Felskante direkt ins Meer fällt. Um zum Fuß des Wasserfalles zu gelangen, mussten wir über eine breite, steile, leicht rutschige Steintreppe nach unten zum Meer steigen. Dort machten wir es wie die Hochzeitspaare. Wir stellten uns vor den Wasserfall und ließen uns fotografieren.

Danach wurden die beiden Souvenirläden am Parkplatz gestürmt, denn alle wollten doch endlich Ansichtskarten kaufen. Diese gibt es in Korea immer nur im 20er Pack.

Und dann sah ich ihn !!!

Diese „Steinernen Großväter“ sind aus Basaltgestein geschlagene Statuen von freundlichen Alten, mit großen hervorquellenden Augen, in deren Angesicht bis heute Rituale abgehalten werden. Weder ihre Herkunft noch ihr Alter sind gesichert. Man vermutet, dass sie als Ahnen- und Wächterstelen oder als Schutzgottheiten dienten. Man kennt sie auch nur auf der Insel Jeju. Es stehen hier über 50 Tol-Harubang-Originale und sie sind beliebte Objekte für viele Urlaubsschnappschüsse. Nachbildungen werden heute in Souvenirläden als Touristenmitbringsel in allen Größen, von wenigen cm bis über Mannsgroß verkauft.

Meinen Tol Harubang (Dol Harubang)!!! Schon vor zwei Jahren im Korean-Folk-Village war ich fasziniert von zwei Nachbildungen der Originale von Jeju und ich hatte mir fest vorgenommen, auf der Insel einen „Steinernen Großvater“ für unseren Garten zu kaufen. Meiner ist 50 cm groß und wiegt etwas über 7 kg. Von diesem Moment an hatte Wilfried ein neues Handgepäckstück für ins Flugzeug.

Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter zum Strand, zum Baden, Beach-Volleyball Spielen und Faulenzen.

An einem Ende des Strandes beobachtete ich Frauen und Männer, die Seetang in Säcke sammelten. Neugierig ging ich näher. Die Männer und Frauen lachten mich freundlich an, doch leider konnten wir uns nicht unterhalten. Schade! Später meinte Meister Kim, dass Seetang einsammeln so eine Art 1,- €-Job sei.

Nach dem Abendessen gingen wir zur Markthalle in Jeju und anschließend an der Meerespromenade entlang, zu einem lang gestreckten Gebäudekomplex, in dem sich ein Fischrestaurant neben dem anderen befand. Vor jeder Tür riesige Aquarien, aus denen man sich den Fisch aussuchen konnte, den man anschließend zu essen wünscht. Nix für mich. Da Wilfried und ich so wie so satt waren, fuhren wir mit dem Taxi zum Hotel. Die anderen aber erzählten uns am nächsten Tag, dass sie noch verschiedene Fischsorten ausprobierten, wie rohen Fisch auf Glasnudeln, Seegurke, Flunder usw…


Tag 12

Tag zwölf unserer Reise

Der heutige Tag stand im Zeichen der Ausdauer. Wir wollten zum Gipfel des Hallasan. Dieser Aufstieg ist sehr anstrengend, schon bei schönem Wetter. 4,5 Stunden Aufstieg, ungefähr 10 km über unterschiedlich hohe, zum Teil klitschige Lavasteinbrocken, teilweise durchs Wasser, manchmal über Holzstege, 1.950 m hoch und 4,5 Stunden Abstieg. Leider hatten wir feinen Nieselregen, als wir am Parkplatz des Seongpanak Trail mit dem Bus ankamen und es war subtropisch feucht. Unsere Gruppe, einschließlich Yeon Ji, stürmte los!

Doch schon bald merkten Wilfried und ich, dass wir es auf den klitschigen Steinen nicht bis zum Gipfel schaffen würden, denn auch das feucht-warme Wetter machte uns zu schaffen. Unterwegs standen immer wieder Hinweistafeln, die anzeigten, wie viele km man schon bewältigt hatte. Bei 5 km gaben wir auf und gingen bzw. rutschten teilweise auf den nassen Steinen zurück zum Parkplatz. Dort stand eine große Holz-Hütte mit Holztischen und Bänken und einem Verkaufstresen, an dem es Getränke, Süßigkeiten und Souvenirs gab. Die Damen am Tresen verstanden zwar kein Englisch, aber irgendwie schaffte ich es, dass wir 2 Tassen heißen süßen Tee bekamen.

Dann saßen wir da und beratschlagten, was wir nun machen sollten. 6 Stunden warten oder mit dem Taxi zurück nach Jeju-si. Wir bemerkten einen älteren Koreaner mit einem schlafenden Baby auf dem Arm, der immer mal wieder zu uns hersah. Wir lächelten ihn an, er lächelte zurück. Nach einiger Zeit kam er an unseren Tisch und sprach uns auf Englisch an. Er erzählte uns, dass er früher Englischprofessor war, jetzt aber pensioniert sei. Seine Tochter und sein Schwiegersohn wollten auf den Hallasan und er passte solange auf seinen Enkel auf. Wir unterhielten uns ein bisschen, luden ihn zu einem Bier ein und es gelang uns dann mit seiner Hilfe, ein Taxi zu bestellen. Ohne ihn hätten wir kaum eine Chance gehabt, dem Taxifahrer verständlich zu machen, wo wir hin wollten.

Unterwegs meldete sich Yeon Ji über Handy und berichtete uns, dass sie nun an der Witseoreum-Hütte in 1.700 m angelangt seien und es sehr windig wäre. Wegen diesem starken Wind, schafften es dann am Ende auch nur Jan, Melanie und Detlef bis ganz auf den Gipfel. Sie berichteten, dass man sich oben an einem Handlauf festhalten mussten, so hätte es gestürmt und es war total neblig. Schade. So hatten auch sie nicht die Möglichkeit den Baengnokdam Kratersee zu sehen.

Nachdem wir im Hotel angekommen waren, in Jeju-si bei strahlendem Sonnenschein, beschlossen wir einen Einkaufsbummel im Lotte-Kaufhaus zu machen. Schon vor zwei Jahren fragte ich mich, warum so viele Kaufhäuser Lotte heißen. Sogar ein großer Vergnügungspark in Seoul heißt Lotte World. ... Lotte klingt so deutsch!

Eine deutsche Lotte und ein koreanisches Kaufhaus ???????

Von einer Lotte bzw. Charlotte schrieb auch einmal unser großer Dichter Goethe in einem seiner Romane. Aber Goethe und Korea, passt das zusammen????? Ja, es passt !! Der Koreaner Shin Kyuk Ho, der Gründer des Nobelhotels Lotte war, wie zahllose Asiaten, von Goethes „Leiden des jungen Werther“ und dessen Liebe zu Charlotte fasziniert. Deshalb nannte er sein Unternehmen „Lotte“. Das ist Jahrzehnte her, inzwischen ist Lotte zu einem Imperium angewachsen mit Hotels, Kaufhäusern, Vergnügungspark …und auch auf Jeju gibt es ein Lotte-Kaufhaus mit mehreren Stockwerken. Auf jedem Stockwerk wird man von einem Verkäufer/in an der Rolltreppe mit einem freundlichen Nicken begrüßt. Das Warensortiment ist sehr groß und unterscheidet sich nicht allzu sehr von dem bei uns. Aber auch hier keine Schuhe in Größe 44.

Um fünf Uhr trafen wir uns dann mit den Hallasanbesteigern im Hotel und einem gemeinsamen Abendessen stand nichts im Wege.


Tag 13

Tag dreizehn unserer Reise

Sportlich passiv und aktiv sollte es heute weiter gehen. Bei strahlendem Sonnenschein besuchten wir einen Pferdezirkus, wo Akrobaten im Indianerkostüm, auf dem Rücken ihrer Pferde, ihre Reitkünste zeigten. Meister Kim, inspiriert von den Akrobaten, meinte wohl, dass wir das auch könnten und fuhr danach mit uns auf eine Pferderanch, wo es dann hieß:

„Cowboyjacke an, Cowboyhut auf und rauf aufs Pferd.“

Alle bekamen ein Pferd und durften eine Runde auf dem Gelände reiten. So ein Pferd ist doch ganz schön hoch, stellten einige fest, es fiel aber keiner runter, alle hielten sich auf dem Pferd.

Danach ging es weiter zum Seongeup Volkskundedorf, einem koreanischen Museumsdorf, in welchem auch heute noch einige Inselbewohnern leben. Hier sieht man für Jeju typische Häuser, die aus dunklem Basalt erbaut wurden und mit weit über die Wände hinausragenden Strohdächern versehen sind. Über die Strohdächer wurden mit Steinen beschwerte Strohseile gespannt, um sie gegen den Wind zu sichern. Die Höfe sind mit hohen Mauern aus Lavagestein umgeben Diese einfachen strohgedeckten Hütten erinnern an eine Zeit, als sich die Menschen mit armseliger Landwirtschaft, Viehzucht und Fischfang durchschlagen mussten.

Weiter ging es mit dem Bus zu einer Lavahöhle. Eine durch Gasblasen in erstarrter Lava entstandene mehrere Meter breite und hohe röhrenförmige Höhle. Wir konnten fast 2 km in ihr entlang laufen. Sie ist zwar noch viel länger, aber für Besucher noch nicht zugängig.

Zurück ging es anschließend wieder nach Jeju-si, zu einem Treffen mit einem Taekwondo-Verein von der Insel, welcher sich zu dieser Zeit auf die Weltmeisterschaft in Kopenhagen vorbereitete. Dort wartete auch schon ein Fernseh-Team, dass unsere Gruppe mit diesem Verein beim Training filmte und ein Interview mit Melanie und Meister Kim führte.

Am gleichen Abend, beim Abendessen im Restaurant, lief der Fernseher und in den gezeigten Nachrichten konnten wir den 15-minütigen Filmbeitrag sehen.

Direkt danach wurden wir alle Zeugen, dass offensichtlich Einer aus unserer Gruppe gut vorbereitet hatte. Denn Enrico aus Hamburg wollte sich die Chance nicht entgehen lassen seine Simone auf der koreanischen "Hochzeitsinsel" zu fragen ob sie ihn heiraten möchte. Was Sie natürlich mit „Ja“ unter dem Beifall der umsitzenden Sportler und Meister beantwortete. Mal sehen wenn die Hochzeit ist.


Tag 14

Tag vierzehn unserer Reise

Heute hieß es Abschied nehmen von der Insel, denn es ging zurück aufs Festland, nach Seoul. Nach dem Frühstück, mit wunderschönem Blick über Jeju-si bis hin zum Meer, vom 17. Stock unseres Hotels, fuhren wir aber zuerst noch mit dem Bus zum Folklore- und Naturhistorischen Museum in Jeju, in dem auch heimische Pflanzen, Tiere und Mineralien zu sehen waren.

Weiter fuhren wir danach zum Yongduam Felsen, dem Drachenfelsen. Der Basaltkopf mit offenem Rachen gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Insel.

Von hier ging es zur Dokkaebidoro Strasse, der Mysterious Road, wo der Betrachter durch eine optische Täuschung in die Irre geführt wird. Die Strasse hat eine leichte Steigung und Autos, die keinen Gang eingelegt und die Bremsen nicht angezogen haben, scheinen sich den Hügel hoch zu bewegen.

Nach dem Mittagessen fuhren wir bei schönstem Wetter zum Flughafen und landeten gegen Abend mit dem Flugzeug, bei Nieselregen in Seoul.

Seoul:
„Hast du ein Pferd, so schick` es auf die Insel Cheju, hast du einen Sohn,
so schick` ihn nach Seoul“, lautet ein altes koreanisches Sprichwort.

Das Pferd soll auf die Insel Cheju, weil dort das Gras grün und saftig ist; der Sohn soll nach Seoul, wegen der Schulen und Hochschulen. Tausende studieren an den 70 Hochschulen. In Seoul wird man auch wahrscheinlich Arbeit finden; die Handelsfirmen, Banken und der Staat benötigen ständig Arbeitskräfte. In Seoul schlägt das Herz des Landes, hier laufen alle Fäden zusammen.

Seoul ... ist eine lärmerfüllte Großstadt und seit mehr als 500 Jahren, Koreas Hauptstadt, das „Auge des koreanischen Körpers“.

Seoul liegt am Han-Fluß (Hangang), der die Stadt in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt und von 14 Brücken überspannt ist. Er ist eine Quelle des Lebens für die Bewohner der Stadt. An seinen Ufern finden sich Erholung, Natur, Kultur und Geschichte. Die 12 Parks entlang des Han bieten verschiedene Anlagen für Sport, Freizeit und Erholung. Hier wird gejoggt, Fahrrad gefahren, Gymnastikübungen abgehalten, die Hunde ausgeführt, gepicknickt mit der ganzen Familie, sowie den Stress des Alltags abgelegt.

Seouls-Einwohnerzahl ...
...hat längst die 10 Millionen-Grenze überschritten. Ob 10 Millionen oder 15 Millionen Einwohner, es lässt sich nicht genau sagen Seoul ist gigantisch !!

Besonders der Autoverkehr ist Wahnsinn. Morgens, wenn die Koreaner sich auf den Weg in ihre Büros, Ämter und Geschäfte begeben, ruht der Straßenverkehr zeitweise fast ganz wegen der vielen Autos. Und das, trotz der vielspurigen Straßen (bis zu 12 Spuren, 6 Fahrspuren in jede Richtung). In Seoul befinden sich die Hälfte aller in Südkorea zugelassenen Autos. Es wird rechts und links überholt, mal mit Blinker, mal ohne, ständig nach Lücken in anderen Fahrspuren Ausschau gehalten, es wird gedrängelt, gehupt. Oft hat man das Gefühl, nur die Fußgänger kommen noch voran.

Und alle Autos haben ein Navi, das ansagt, wenn sich ein Blitzgerät in der Nähe befindet. Das ist wohl für nachts ganz gut, denn dann sind die Straßen leerer und mancher Fahrer erliegt der Versuchung, schneller zu fahren als erlaubt.

In dieser Weltmetropole Seoul stehen unzählige glitzernde Fassaden von Banken, Bürobauten und luxuriösen Kaufhäusern, sowie rechteckige Wohnklötze, mit mehr als 20 Stockwerken. Auf überdimensionalen Bildschirmen, in schwindelnder Höhe, über den glatten Wänden der schluchtartig, sich dem Himmel entgegenreckenden Wolkenkratzer, wird den im Stau stehenden Autofahrern per Werbung vor Augen geführt, was sie konsumieren sollen.

Zwischendurch hatte ich das Gefühl, meine fotografierten Bilder zeigten alle nur Wolkenkratzer. Ich war so fasziniert von ihnen, dass ich sie ständig fotografierte.

In der Seouler Innenstadt existiert aber auch noch ein ganzes Netzwerk unterirdischer Gänge. Mancherorts gleichen sie riesigen Einkaufspassagen, in denen, auf dem Run zur Metro, noch schnell Hemd und Hose, Gürtel und CDs oder Schallplatten eingekauft oder ein Imbiss einge- nommen werden. Danach geht es mit der U-Bahn nach Hause.

Das 1974 eröffnete U-Bahnnetz, die Seoul Metropolitan Area Subway erstreckt sich mit ihren 8 farblich unterschiedlich gekennzeichneten Linien über 166 km und führt zu 6 Haupt-zielorten. Für Ausländer ist U-Bahnfahren die bequemste und billigste Art, Seoul zu erkunden. Die Tickets kosten zwischen 1.200,- und 1.500,- WON und müssen an den Ein- und Aus-gängen der U-Bahnstationen entwertet werden.

Überhaupt ist U-Bahn-fahren in Seoul interessant.
Wir standen nach einem Einkaufsbummel mit Tüten und Taschen in der überfüllten U-Bahn. Vor mir saß eine Frau, die an meiner Handtasche zog. Was macht man da? Ich habe in einem schlauen Buch mal gelesen, eine der drei folgenden Möglichkeiten soll man tun,
• man überlässt ihr die Tasche mit dem tröstlichen Gedanken, dass sie keinen großen Verlust bedeutet und dass die Frau wohl etwas rabiat für wohltätige Zwecke sammelt, oder
• man ruft in jeder bekannten Sprache um Hilfe, damit man nicht bestohlen wird, oder
• man übergibt ihr die Tasche und lächelt.

Drei Möglichkeiten, doch wie macht man es richtig? Ich habe mich schnell für die dritte Möglichkeit entschieden, denn in Korea ist es üblich, dass sitzende Mitfahrer das Gepäck der Stehenden auf den Schoß nehmen. So etwas geschieht ohne große Worte.

Seit Taejo, der Gründer der Joseon-Dynastie, Seoul im dritten Jahr seiner Regierung (1394) zur Hauptstadt seines Reiches machte, ist Seoul das unumstrittene Zentrum von Politik, Wirtschaft, Kultur und Verkehr in Korea. Doch es gibt in der Stadt noch viele Spuren der Joseon-Dynastie, die früher vor der Stadt lagen, sich aber nach dem gigantischen Wachstum der Stadt, nun zwischen Wolkenkratzern und Wohnblocks befinden. Man kann 2 alte Stadttore besichtigen, sowie 5 Königspaläste, einige Königsgräber, den Jogyesa-Tempel und die alte konfuzianische Akademie Sungkyunkwan.

Sehenswürdigkeiten, die Seoul als moderne Weltstadt auszeichnen, sind der Vergnügungspark Lotte World, der Fernsehturm N Seoul Tower, zahlreiche Parks und Museen, Kaufhäuser und ausgedehnte Ladenpassagen, Jazzbars, Cafés, internationale Restaurants, Casinos usw…

Umgeben wird Seoul von vielen Bergen, doch als geographisches Zentrum gilt der bewaldete Namsan (Südberg), eine 300 m hohe Kuppe am kegelförmigen Bukhansan (Nordgipfelberg), von wo aus man einen einzigartigen, traumhaften Ausblick über die Stadt und die umliegende Landschaft hat.

Nach unserer Ankunft in Seoul, fuhren wir mit dem Bus zuerst zum Kukkiwon-Einkauf, wo sich alle mit Doboks eindeckten, die hier bedeutend billiger sind als bei uns in Deutschland.

:Dobok: nennt man den Taekwondo-Trainingsanzug, einen Anzug aus leichtem, weißgebleichtem Leinen, der aus Jacke, Hose und Gürtel besteht. Er ist strapazierfähig und lässt alle Bewegungen beim Training zu.

In der Nähe des Shops befinden sich die „heilige Halle“ des Taekwondo, die Trainingshalle, sowie ein kleines Taekwondo-Museum und das Kukkiwon = die Welt-Taekwondo-Zentrale, ein Institut, das zur landesweiten Förderung des Taekwondo gegründet wurde, nationale und internationale Taekwondo-Wettkämpfe organisiert, Ranglisten erstellt und außerdem Kurse für Trainer und internationale Schiedsrichter durchführt.

Nach dem Einkauf, ging es mit dem Bus zu unserem Hotel Yoido , in der Nähe des Yoido-Parks und anschließend zum Essen mit einer Bekannten von Meister Kim und seiner Frau, die uns auch vor 2 Jahren schon in Seoul zum Essen einlud.


Tag 15

Tag fünfzehn unserer Reise

Sport hieß auch heute wieder die Devise. Meister Kim wollte mit uns zum Seoul N Tower, der auf dem Berg Namsan liegt.

Der Namsan, im größten öffentlichen Park der Stadt, liegt im Zentrum Seouls. Der 262 m hohe Berg gilt als das Wahrzeichen der Stadt. Verschiedene sich windende Pfade, sowie Wander-, Jogging- und Spazierwege bieten den Seoulern Erholung und Freizeit, abseits der Hektik der Stadt. Auf dem Gipfel befindet sich der 1972 fertig gestellte 236,7 m hohe Fern-sehturm, mit einem Observatorium und einem Dreh-Restaurant, von wo aus ein spektakulärer 360-Grad-Panoramablick über Seoul und die steilen Berge, die die Stadt umrahmen, möglich ist.

Um zum Tower zu gelangen, kann man die in 10-min-Abständen verkehrende Seilbahn am Fuße des Berges nehmen, oder eine sehr steile, lange Holztreppe, die einem schon etwas außer Puste kommen lassen kann. Ich spreche aus Erfahrung, denn Meister Kim ließ uns natürlich die Treppe nehmen. Doch zurück ging es dann mit der Seilbahn.

Nach dem Mittagessen ging es zum Einkaufen zum Namdaemun-Markt, der nur wenige Schritte von Seouls altem Stadttor Namdaemun (Sungnyemun oder Südtor) entfernt liegt.

Der Markt geht auf die Zeit der Joseon-Dynastie, vor über 600 Jahren zurück und ist heute einer der wichtigsten Umschlagplätze für Produkte des täglichen Lebens, die zwischen den städtischen und ländlichen Gebieten des Landes gehandelt werden.

Der Markt ist ein Großhandelszentrum mit zahllosen Buden und Lädchen. Es gibt kaum etwas, was man hier nicht finden könnte. Kleidung, Schuhe, Haushaltswaren, Lebensmittel, Blumen, Werkzeuge, Accessoires jeder Art, Geschenkartikel, Koffer, Sportkleidung, Möbel, Elektrogeräte, Gewürze und Ginsengprodukte, wie z. B. Ginsengwurzeln in Hunderten von kleinen und großen zylinderförmigen Gläsern mit goldgelber Flüssigkeit.

Lange Zeit wurde der Markt nur unter freiem Himmel abgehalten, aber er ändert allmählich sein Gesicht mit neuen, modernen Einkaufszentren.

Wir teilten uns in kleine Gruppen auf und konnten uns dann 4 Stunden auf dem Markt vergnügen. Etwas, was wir hier auf jeden Fall kaufen wollten, waren verschiedene Ginsengprodukte, die es bei uns in Deutschland nicht gibt.

Ginseng:

Unter den Kräutern Koreas nimmt panax ginseng eine Sonderstellung ein. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. kannte man in China Arzneien und Umschläge als Mittel, die inneren Yum-Yang-Kräfte (d.h. positiv-negativ oder männlich-weiblich) zu erhalten und aufzubauen. Die einander entgegen wirkenden Kräfte werden so ins Gleichgewicht gebracht. Der Ginseng, ursprünglich an den Steilhängen, sowie in den Wäldern Koreas und der Mandschurei gedeihend, besaß soviel Yang-Energie, dass er schon bald in die Liste der verschreibbaren Heilmittel aufgenommen werden konnte.

Der Austausch medizinischer Kenntnisse zw. China und Korea belebte auch den Handel mit Kräutern. Bis zur Koryo-Zeit gelangte der Ginseng nach China. In der Joseon-Zeit musste der Ginseng an den chinesischen Kaiserhof geliefert werden. Er wurde in verschiedenen Provinzen von Korea angebaut und die Wurzel zu „rotem Ginseng“ verarbeitet.

Ginseng ist eine Schattenpflanze und ihr Anbau erfordert größte Sorgfalt. Die Wurzel gedeiht am Besten in einer „yakt`o“ = Laubmulche (aus Kastanie oder Eiche) und muss durch handgemachte schwarze Strohmatten gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt werden. Nach der Ernte muss der Boden 10-15 Jahre lang brach liegen. Der Wachstums- und Reifungsprozess des koreanischen Ginseng nimmt – je nach dem Verwendungszweck der Pflanze – 4 bis 6 Jahre in Anspruch.

Mitte Mai steht die Pflanze in voller Blüte. Sämlinge, der stärksten und reifsten fünfjährigen Schösslinge, werden Mitte Juli ausgewählt und Ende Oktober angepflanzt. Nach der Ginsengernte werden die Wurzeln gewaschen, geschält, mit Dampf behandelt und getrocknet. Endprodukte sind der weiße (paek) und der rote (hong) Ginseng.

Währen weißer Ginseng relativ leicht zu erwerben ist, bekommt man roten Ginseng fast gar nicht in Deutschland zu kaufen. Wirksame Bestandteile des Ginseng sind Glykozide, Saccharide, Fettsubstanzen, ätherische Öle, anorganische Elemente, Vitamin B, Enzyme und alkaline Substanzen.

Es gilt als gesichert, dass die regelmäßige Einnahme kleiner Mengen eines Ginsengpräparates das zentrale Nervensystem anregt, größere Dosen jedoch auf das Nervensystem drücken, indem sie physikalische und chemische Spannungen abbauen und die Zellproduktion fördern, die der Blutarmut und der Hypotonie entgegen wirken. Nachweislich erhöht also der Ginseng das körperliche und geistige Wohlbefinden. Ginseng gibt es:
•   als frische Wurzel oder getrocknet,
•   als Pulverkonzentrat,
•   als Sirupkonzentrat,
•   in Kapseln und Extrakten,
•   als Fertig-Tees,
•   als Wein,
•   als Bonbons,
•   als Schokolade,
•   in Zucker und Honig eingelegt

Nach erfolgreichem Einkauf unserer verschiedenen Ginseng-Produkten, wie z.B. in Honig und Zucker eingelegtem Ginseng, Ginseng-Tee, Ginseng-Wein und einem neuen Koffer für mich, da wir unser Handgepäck wegen des Dol Harubang umpacken mussten, gingen wir zum Namdaemun-Tor. Alles scheint sich um dieses alte Stadttor, den Nationalschatz Nr. 1 zu drehen. Es wirkt verloren zwischen den plumpen Hochhausbauten der Banken aus Stahl und Glas, mit mindestens 20 Stockwerken, inmitten des rastlosen Verkehrs – als symbolisiere es das heutige Korea – das Alte wird zwar geschätzt und gepflegt, aber gleichzeitig von der Moderne überholt.


Tag 16

Tag sechzehn unserer Reise

Nach dem Frühstück besichtigten wir den Gyeongbokgung Palast. Der im Jahre 1395, dem vierten Regierungsjahr von König Taejo, gebaute Palast ist der größte und älteste der fünf noch erhaltenen Königspaläste der Joseon-Dynastie (1392 -1910). Der Name des Palastes bedeutet “Großes, vom Himmel geschenktes Glück“. Der Palast ist im klassischen Stil aus mehreren Holzbauten errichtet, wie der Thronhalle, den Audienzhallen und mit geschwungenen Dächern auf den Toren und den Bauten.

Vor der großen Audienzhalle zeigen Rangplatz-Stelen, wo die Beamten früher Aufstellung zu nehmen hatten. Wesentlich für diese, aus der chinesischen Architektur übernommene traditionelle Anlage, ist die gepflegte weitläufige Gartenanlage mit Teichen, Pavillons und harmonisch auf sie abgestimmte Baumgruppen.

In der Anlage befindet sich die Thronhalle Geunjeongjeon, die noch so ausgestattet ist wie früher. Wunderschön ist auch der Gyeonghoeru Pavillon mit seinem Lotusteich.

Die ganze Anlage, ein Paradies für die Seele und für Fotografen wie mich. Ich hätte mich stundenlang im Palast und in der Parkanlage aufhalten können. Doch auch die vor dem Palast regelmäßig stattfindende Wachablösung, wie zu Zeiten der regierenden Könige, war sehr farbenprächtig und lohnendes Objekt zum Fotografieren.

Wieder war die Zeit viel zu kurz für den Aufenthalt im Palast und Garten. Aber wir hatten ja noch mehr vor an diesem Tag. Wir wollten weiter nach Insadong

Der Stadtteil Insadong mit seiner traditionellen koreanischen Kultur, mit seinen bestimmt über 70 Kunstgalerien, seinen Läden für traditionelles Kunsthandwerk, seinen Antiquitätenhändlern, traditionellen Teehäusern und Restaurants, ist einfach der Ort in Seoul für die Touristen.

Die zentrale Hauptstraße dieses Stadtteils hat den Spitznamen „Mary`s Alley“. Es wird behauptet, dass man jedes Mal, wenn man die Straße besuche, garantiert die Freundin „Mary“ treffen würde, weil die Straße bei ausländischen Besuchern schon früher sehr beliebt war und oft von ihnen besucht wurde.

Während der ganzen Zeit in Korea haben wir bei unseren Besichtigungen keine Deutschen getroffen. Doch kaum waren wir in Insadong, schon hörte ich jemand deutsch sprechen. Als ich mich umschaute, sah ich eine Frau mit einem Kind im Buggy. Ich habe sie gleich angesprochen und sie erzählte mir, dass sie aus Bamberg kommt und hier in Seoul ihre Tochter und ihren Enkel besucht. Also Behauptung bestätigt! In Insadong trifft man „Bekannte“.

Die Hauptstraße von Insadong hat 12 breite Nebenstraßen und Gassen, die von beiden Seiten der Hauptstraße abzweigen, d.h. hier befindet sich ein Labyrinth von kleinen Gassen mit ganz vielen Läden. Jedes Geschäft hat seinen eigenen Charakter und man kann stundenlang bummeln und einkaufen. Antiquitäten, Porzellanfiguren, Porzellanteller mit Motiven von Seoul, Essstäbchen, Lackkästchen, kunstvoll geschnitzte Stempel mit Drachen- und Tigermotiven, Fächer in allen erdenklichen Größen, Bilder mit Tigern usw.

:Tiger: sind überhaupt ein beliebtes Motiv bei koreanischen Künstlern, denn diese wurden einst als Boten der Berggeister verehrt. Koreanische Tiger sind heute ausgestorben, aber als Motive noch sehr gefragt.

Da die anderen aus unserer Gruppe nochmals zum Kukkiwon-Shop fahren wollten, bummel-ten Wilfried und ich mal wieder alleine weiter.

Wir gingen zum Jogyesa-Tempel, dem Haupttempel des größten buddhistischen Ordens Koreas. In diesem Tempel können Besucher an den buddhistischen Zeremonien teilnehmen, bei denen die Luft schwer von Weihrauch ist.

Der Jogyesa-Tempel machte mich 2007 schon sprachlos, aber nicht wortlos und ich sagte schon damals: Wow, atemberaubend, phantastisch, grandios, wunderschön.

In einem kunstvoll bemalten Holztempel mit ausladender Dachkonstruktion, sitzen 3 riesen-große, goldene Buddhas in typischer Haltung, nämlich im Schneidersitz. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Handhaltung. Da gerade eine Zeremonie stattfand, setzten wir uns zu den Gläubigen in den Tempel und hörten eine Zeitlang einem Mönch zu. Doch dann trieb uns der Weihrauchduft wieder ins Freie.

Wir gingen auf der Straße vor dem Tempel weiter. Hier befinden sich viele kleine Läden, die buddhistische Artikel verkaufen. Auch goldene Buddhas in vielen verschiedenen Größen. Seit unserer ersten Reise nach Seoul, haben auch wir einen goldenen Buddha.

Unser Weg führte uns weiter zum Cheonggyecheon Fluss. König Yeongjo (reg.1724 -1776), der 21. König der Joseon-Dynastie ließ von über 200.000 Arbeitern das Bett dieses Flusses ausheben. In den 1960er Jahren wurde dieser Fluss zubetoniert und später eine Hochautobahn darüber gebaut. Doch 2005 wurde der Fluss renaturiert und es entstand wieder ein klarer blauer Flusslauf mit 22 Brücken.

Ein Spaziergang am Fluss führt an vielen interessanten Stellen vorbei. Am Ausgangspunkt des Flusses befinden sich ein Kerzenwasserspiel, das dreifarbig angestrahlt wird und eine Kaskade des Rhythmus, wobei Wasser eine 5 m hohe und 20 m breite Marmorwand herab fließt. Auch gibt es am Fluss das größte Kachel-Gemälde der Welt zu sehen, ein 192 m langes Gemälde, welches den Zug von König Jeongjo und seinen Gefolgsleuten auf dem Weg zum Grabmal seiner Eltern zeigt. Außerdem sieht man die Wand der Kultur, die Mauer der Hoffnung, einen historischen Waschplatz, die Kaskade der Hoffnung usw.

Da es an diesem Tag sehr warm war, waren wir glücklich, dass wir unsere Füße im Fluss baden konnten. Man kann mitten in der belebten Stadt die Seele baumeln lassen, denn am Fluss herrscht eine ruhige und gelassene Atmosphäre.

Nach einiger Zeit aber mussten wir uns mal so langsam Gedanken machen, wie wir wieder zum Hotel kamen. Zurück, auf der belebten Straße, wollten wir ein Taxi anhalten. Doch ein hohes Gebäude zog unsere Blicke auf sich, wegen seiner ausgefallenen Architektur.

Da ich die ganze Zeit schon den Wunsch hatte, mal von einem Hochhaus aus auf Seoul zu sehen, betraten wir dieses Gebäude, in der Hoffnung, eventuell mit einem Aufzug ganz nach oben fahren zu können. Wir hatten Glück, denn wir waren im neuen Wahrzeichen der Seouler Innenstadt gelandet, dem Jongno-Tower oder auch Samsung-Tower genannt, da hier die Zentrale dieser Firma untergebracht ist.

Im obersten Stock (33. Stock ) des Jongno-Towers befindet sich das „Top Cloud Grill & Café-Restaurant“, von wo man durch die vielen großen Glasfenster einen herrlichen Ausblick auf Seoul hat. Dieser Ausblick hat diesen wunderschönen Tag für uns abgerundet. Nachdem wir uns mit Kaffee und süßen Teilchen gestärkt hatten, fuhren wir in der Rush-hour, mit einem Taxi eine halbe Stunde durch Seoul, zu unserem Hotel.


Tag 17

Tag siebzehn unserer Reise

Schade, heute hieß es Abschied nehmen von Seoul und Süd-Korea.

Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus zum Flughafen nach Incheon. Mit ganz viel Gepäck, denn mein Tol Harubang musste ja auch mit. Unser Flugzeug startete um 13.55 Uhr (21.55 Uhr deutscher Zeit) von Incheon aus, zurück nach Deutschland. Mit einer Geschwindigkeit von teilweise 957 km flogen wir die 8.565 km zurück nach Frankfurt / Main, wo wir um 18.00 Uhr wohlbehalten landeten (1.00 Uhr koreanischer Zeit, schon einen Tag später).